Vielleicht weil Du unbewusst denkst: das ist zu schön, um wahr zu sein?
Doch, ich habe die Nachricht auf dem thailändischen Sender in einer Spunte in Nong Khai verfolgt, sie stimmt schon. Interessant war zu sehen wie der militärische Leiter der Aktion sehr lange sehr ernst gesprochen hat. Aufgrund seiner Körpersprache konnte ich nicht ahnen, ob er eine gute oder eine schlechte Nachricht erzählt.
Erst am Schluss hatte er ein Lächeln auf den Lippen, und als die Jubelschreie losgingen, brach auch gleich ein journalistisches Chaos aus, alle Reporter schrien und sprachen durcheinander.
Thais nehmen solche Unglücke als Hinweis für die richtigen Lotteriezahlen. 13 Jugendliche waren in der Höhle eingeschlossen. Ein klarer Fall für alle Zahlengläubigen. Man wettet bekanntlich auf die letzten zwei oder drei Ziffern der grossen sechstelligen Gewinnzahl - „oben“ genannt, im Gegensatz zu „unten“, was die offizielle zweistellige Gewinnzahl bezeichnet. Die Bosse der Untergrundlotto gaben bekannt, dass sie für die 13 nur die Hälfte des normalen Gewinn auszahlen würden - der Ansturm auf die 13 war ihnen zu gross. Stichwort Klumprisiko.
Die 13 wurde nicht gezogen, sondern die 23. Am 23. Juni sind die Jugendlichen in die Höhle gestiegen. Was für die Gläubigen ein weiterer Beweis ist, dass halt doch etwas an diesen versteckten Hinweisen dran ist... Es ist nur leider verdammt schwierig sie richtig zu deuten.
Das Gerücht, dass die 13 gefunden wurden, ging am frühen Morgen wie ein Lauffeuer durchs Dorf. Seither laufen alle TV unterbrochen - egal auf welchem Kanal - es gibt nur ein Thema.
Typisch Thai Medien: es wird nun ausgeschlachtet. Einigkeit demonstriert: von Yala bis Mae Hong Son sind alle glücklich und wünschen oder schicken noch viel „gamlang dschai“ usw. Es gibt keinen Platz für irgend welche andere News. Die gleichen Video-Sequenzen werden noch und nöcher wiederholt - dazu bla bla bla ohne Ende. PM Prayuth war dort, eine königliche Hoheit hat 100´000 Baht gespendet, die Schüler von irgend einem Kaff haben meditiert ... es wird wiederholt und wiederholt - ohne auch nur eine Andeutung von Kritik an der Aktion, am Rummel oder gar der Frage, von was allem das nun ablenken kann.
Kein Vergleich zu unseren ausgewogen-kritisch-neutralen, billag-geförderten Qualitäts-Medien.
Obige Beobachtung ohne zu werten. Es ist hier einfach wieder einmal anders - weder besser noch schlechter - aber ganz anders.
Ich denke dies wäre bei uns nicht anders, Thedi. Wenn so viele Kinder in einer Höhle eingesperrt sind, mit ihrem ebenfalls noch jungen Trainer, diese Menschen seit fast 10 Tagen unauffindbar sind, man damit rechnen muss dass sie jämmerlich ertrinken... dann nimmt daran eine ganze Bevölkerung teil. Dass die Medien in Thailand grundsätzlich anders darüber berichten als hier ist klar... aber hier hätte es, da bin ich mir sicher, auch Sondersendung um Sondersendung darüber gegeben.
Was mir besonders aufgefallen ist: meine Frau nahm mit ihren Freundinnen in Thailand über das Internet schon fast seit Beginn sehr daran teil. Sie informierte mich immer wieder über den aktuellen Stand und ich fand sie war wirklich besorgt über das Schicksal der Kinder. Selbst hier in der Schweiz, 10'000 km davon entfernt.
thedi hat geschrieben:Kein Vergleich zu unseren ausgewogen-kritisch-neutralen, billag-geförderten Qualitäts-Medien.
Obige Beobachtung ohne zu werten.
555 das war jetzt ein bisschen sehr geheuchelt.
Das Thailändische Fernsehen ist ähnlich wie das amerikanische durch und durch kommerziell. Und die Thailänder ziehen das Tagesgeschehen in sich auf wie die chinesischen schnulzen-soap- Serien.
Das sind die öffentlichen DACH- Sender schon viel seriöser und weniger affektorientiert. ;)
Ja, der Zusammenhalt ist in Thailand schon speziell. Er wird auch bewusst gefördert.
Wenn in allen TV Sendern eine Sequenz läuft, in der ein Iman in Südthailand vor seiner Gemeinde für die Kinder betet, und dann der ganze Saal in die uns sehr fremd wirkende Gebetsstellung der Moslims fällt, dann wirkt das auf Isaanis zwar fremd, aber man anerkennt, das sie auf ihre Art das gleiche wollen wie wir - dass wir alle zusammen gehören.
Die Message wird ohne analytische Worte, nur auf der emotionalen Ebene kommuniziert. Mir sträuben sich bei solchen Sachen sofort alle Haare: Indoktrination, Manipulation!
Das ändert ja nichts daran, dass im Süden weiter Bomben explodieren und Bangkok Thais verächtlich auf Isaanis herunter schauen - und umgekehrt auch. Die plumpen Propaganda Aktionen werden aber nicht hinterfragt sondern wirken wie erwünscht: wir Thais sind alle eine grosse Familie.
Wenn die Schweizer Fussball Mannschaft die WM gewinnen würde, würde dann in der Schweiz für eine Nacht dasselbe Gefühl entstehen? Ich glaube es nicht - mindestens ich bin kein Fussball Fan, es ginge mir am Arsch vorbei. Das ist vielleicht der Unterschied: „13 dschiwit“ ging keinem Thai am Arsch vorbei.
Mit freundlichen Grüssen
Thedi
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PS: obiges sei wiederum ohne zu werten gesagt.
die freude, die kinder lebend gefunde zu haben steht klar im vordergrund. nur die jungs noch heil da rauszubringen wird mindestens eine ebenso grosse herausforderung.
mit etwas sorge beobachte ich die scharlatanerei welche nun allenthalben - begünstigt durch den weitverbreiteten aberglauben und das leider tiefe durchschnittliche bildungsniveau - betrieben wird. da sind die lottospieler und -veranstalter noch die harmloseren. auf den '13 dschiwit-zug' springen noch ganz andere auf, die nur den grossen reibach vor augen haben.
Hingegen fand ich es sehr seltsam wie wenig Interesse und Anteil an den Tsunami Opfern genommen wurde. Ich hatte es im Woraburi Bangkok mit bekommen und saß gerade am Pool. Die Thais, weder das Personal noch eine gut englisch sprechende Frau haben sich dafür interessiert. Ich hatte sie mehrfach darauf angesprochen, ja sie könne es ja morgen in der Zeitung lesen.
Erst als einen Tag später bekannt wurde, dass einer aus der höchstgestellten Familie dabei umgekommen ist, fingen alle an heftig zu trauern. Das war seltsam, immer wieder der arme Sohn der wichtigen Familie, ach das ist ja ein Drama, wir müssen trauern. Klar gab es Bedauern über die Touristen, ist schon schlimm, aber eher Bedauern und wenig emotionale Tiefe. Auch die vielen Thais die beim Tsunami auch ins Meer gespült wurden, waren nicht wirklich wichtig oder zumindest emotional nicht relevant für viele Thais mit denen ich gesprochen hatte.
Und hier bei dem aktuellen Drama, nun gut, sie leben noch und es gab tagelang Hoffnung. Vielleicht liegt es daran, dass die Thais so lange emotional eingebunden sind.
Das hier das ganze Land dahinter steht und es als landesweites Drama wahr genommen wird und viele trauern, auch die Moslems finde ich sehr gut, sehr passend. Da wolle ich auch keinen anderen Müll mehr im TV hören, so wichtig ist vieles ja nicht was die Medien als wichtig darstellen.
thedi hat geschrieben:Ja, der Zusammenhalt ist in Thailand schon speziell. Er wird auch bewusst gefördert. ..
Aha, jetzt kann ich darin mein Bauchgefühl erkennen ...
ZH-thai-fun hat geschrieben:... noch traut mein Bauchgefühl dieser Storry nicht so recht. Weiss ich warum... ?
... So im Sinne, mit Sensationen lenkt man von den täglichen Sorgen ab. Oder bindet man das Volk Nationalistisch. Oder Sensationen braucht man für Macht, Mammon und Medien.
Ein Schelm der da denkt ...
Nur wer Negatives wahr'nimmt, kann auch Positive genießen.
