Ein interessanter Artikel dazu heute im Tagesanzeiger:
https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/as ... y/20876878
Interviewt wird Frau Karenina Kollmar-Paulenz, eine 'Religionsexpertin', wie sie im Tagi genannt wird. Tatsächlich ist sie eine Professorin für Religionswissenschaft und zentralasiatische Kulturwissenschaften an der Universität Bern. Sie vertritt die Meinung, dass Religionen nicht an sich gewalttätig oder an sich friedfertig sind, sondern häufig dazu benutzt werden, menschliches Handeln und Machtansprüche zu begründen.
Sie sagt, dass im Westen ein idealisiertes Bild des Buddhismus herrscht - weit weg von der Realität des Alltagsleben in Südostasien. Sie vermutet, dass dieses rosa verfärbte Bild des Buddhismus im Westen im 19. Jahrhundert entstand. Vorher war der Buddhismus im Westen praktisch unbekannt - Buddhisten galten als Heiden.
Als Indien eine Britische Kolonie war, machten sich einige Engländer die Mühe die alten Religionen dort zu erforschen und stiessen dabei auch auf alte Buddhistische Schriften. Obwohl der Buddhismus damals in Indien keine Bedeutung mehr hatte, waren sie von den Schriften beeindruckt und glaubten, endlich eine gewaltfreie, friedfertige Religion gefunden zu haben. New age Anhänger und Esoteriker griffen dieses Bild des Buddhismus auf - oder pickten vielmehr Rosinen heraus. Da es keinen Buddhistischen Papst gibt, gibt es auch eine grosse Vielfalt von Rosinen und anderem in Buddhismus. Dieselbe Vielfalt findet man ja auch in der Bibel oder dem Koran.
Frau Kollmar hält nicht mit ihrer Meinung zurück, dass die rosa Sicht auf den Buddhismus etwas naiv ist.
Interessant ist dann der letzte Abschnitt in ihrem Interview, in dem sie auf die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi zu sprechen kommt. Da verfällt sie derselben Naivität. Sie ist nun "masslos enttäuscht" als sie nun erkennen muss, dass es sich auch bei der Friedensnobelpreisträgerin nur um eine Macht-hungrige Politikerin handelt. Wenn sie das nicht wäre, wie hätte sie dann im Westen überhaupt wahr genommen werden können? Wie hätte sie dann ihre heutige Position in Burma erreichen können?
Mit freundlichen Grüssen
Thedi