Militärgewalt in Burma

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tom
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Re: Burma... oder wenn der Buddhismus seine Unschuld verlier

#11

Beitrag von tom »

thedi hat geschrieben:Ich finde den Titel des Threads daher etwas unglücklich gewählt. Denn der Buddhismus hat nicht seine Unschuld verloren.
Den Titel habe ich bewusst so gewählt. Vielleicht in einer etwas provokativen Art. Aber mir gingen die "Teilzeit-Hobby-Buddhisten" bei uns in Europa immer etwas auf den Wecker... Zweimal in Asien im Urlaub und dann zurückkommen und vom Buddhismus schwärmen. Wie tolerant der doch sei. Wie gut die Menschen miteinander umgehen. Und so weiter... Dabei lehrte Buddha eigentlich gar nie die friedliche Welt in welcher sich alle lieben, sondern der Buddhismus wie er gelehrt wurde sollte einfach in die Erlösung im Nirwana führen. Es gab später in verschiedensten Ländern immer wieder gewaltsame Konflikte, in welchen auch buddhistische Schulen involviert waren.

Deshalb der etwas provokative Titel. Und die Gleichgültigkeit vieler Buddhisten gegenüber anderen Religionsangehörigen sieht man ja auch in Thailand eindrücklich. Ja, Thedi hat recht. Niemand hat seine Unschuld erst in den letzten Jahren verloren.

Gruss Tom
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ZH-thai-fun
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Re: Burma... oder wenn der Buddhismus seine Unschuld verlier

#12

Beitrag von ZH-thai-fun »

Michaleo hat geschrieben:
alter mann hat geschrieben:sich dann seine eigenen Gedanken machen.
Genau das ist aber sehr schwierig, wenn sich zwei Parteien gewaltbereit gegenüberstehen.
Richtig.

Und auch in Geschichtsbüchern, weniger in Google und Co, noch weniger in den Medien und am wenigsten in den Sozialmedien, steht "die Wahrheit und nichts als die Wahrheit". Daher ziehe ich, wie es @alter mann erwähnt, meine eignen Schlüsse. @thedi schrieb schon richtig: "Denn eigentlich sind es Menschen - nicht Buddhisten".

Somit bleib ich dabei, ...
ZH-thai-fun hat geschrieben:Es geht und ging schon immer nicht um Religionen, sondern um den Glauben an Macht, Mammon und Materialismus.
Nur wer Negatives wahr'nimmt, kann auch Positive genießen.
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ZH-thai-fun
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Re: Burma... oder wenn der Buddhismus seine Unschuld verlier

#13

Beitrag von ZH-thai-fun »

Ich vergesse nicht so schnell ...

Bild
Nur wer Negatives wahr'nimmt, kann auch Positive genießen.
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thedi
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Re: Burma... oder wenn der Buddhismus seine Unschuld verlier

#14

Beitrag von thedi »

Ein interessanter Artikel dazu heute im Tagesanzeiger: https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/as ... y/20876878

Interviewt wird Frau Karenina Kollmar-Paulenz, eine 'Religionsexpertin', wie sie im Tagi genannt wird. Tatsächlich ist sie eine Professorin für Religions­wissenschaft und zentralasiatische Kulturwissenschaften an der Universität Bern. Sie vertritt die Meinung, dass Religionen nicht an sich gewalttätig oder an sich friedfertig sind, sondern häufig dazu benutzt werden, menschliches Handeln und Machtansprüche zu begründen.

Sie sagt, dass im Westen ein idealisiertes Bild des Buddhismus herrscht - weit weg von der Realität des Alltagsleben in Südostasien. Sie vermutet, dass dieses rosa verfärbte Bild des Buddhismus im Westen im 19. Jahrhundert entstand. Vorher war der Buddhismus im Westen praktisch unbekannt - Buddhisten galten als Heiden.

Als Indien eine Britische Kolonie war, machten sich einige Engländer die Mühe die alten Religionen dort zu erforschen und stiessen dabei auch auf alte Buddhistische Schriften. Obwohl der Buddhismus damals in Indien keine Bedeutung mehr hatte, waren sie von den Schriften beeindruckt und glaubten, endlich eine gewaltfreie, friedfertige Religion gefunden zu haben. New age Anhänger und Esoteriker griffen dieses Bild des Buddhismus auf - oder pickten vielmehr Rosinen heraus. Da es keinen Buddhistischen Papst gibt, gibt es auch eine grosse Vielfalt von Rosinen und anderem in Buddhismus. Dieselbe Vielfalt findet man ja auch in der Bibel oder dem Koran.

Frau Kollmar hält nicht mit ihrer Meinung zurück, dass die rosa Sicht auf den Buddhismus etwas naiv ist.


Interessant ist dann der letzte Abschnitt in ihrem Interview, in dem sie auf die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi zu sprechen kommt. Da verfällt sie derselben Naivität. Sie ist nun "masslos enttäuscht" als sie nun erkennen muss, dass es sich auch bei der Friedensnobelpreisträgerin nur um eine Macht-hungrige Politikerin handelt. Wenn sie das nicht wäre, wie hätte sie dann im Westen überhaupt wahr genommen werden können? Wie hätte sie dann ihre heutige Position in Burma erreichen können?


Mit freundlichen Grüssen

Thedi
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ZH-thai-fun
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Re: Burma... oder wenn der Buddhismus seine Unschuld verlier

#15

Beitrag von ZH-thai-fun »

thedi hat geschrieben: ... Sie ist nun "masslos enttäuscht" als sie nun erkennen muss, dass es sich auch bei der Friedensnobelpreisträgerin nur um eine Macht-hungrige Politikerin handelt. Wenn sie das nicht wäre, wie hätte sie dann im Westen überhaupt wahr genommen werden können? Wie hätte sie dann ihre heutige Position in Burma erreichen können?


Das sehe ich nicht so. Es sind die Medien die solche Vorbilder Medialisieren. In der Regel sind es einfach ganz starke Frauen die sich Obrigkeiten soweit möglich entgegenstellen. Und wenn sie es an die Öffentlichkeit geschafft haben, was unumgänglich für Erfolg ist, brauchen sie noch viel mehr Kraft zum weitermachen oder gar zum weiterleben. Es gibt in der Vergangenheit genug Beispiele von solchen starken Frauen ...

Malala Yousafzai: Das Mädchen, das die Taliban erschießen wollten ...
Die saudische Aktivistin Manal al-Sharif, die erste Frau die in Saudi Arabien Auto fährt etc.
Und und und ...

Allen ist eines gemeinsam, am Anfang sind sie allein Stark und dann werden sie durch die Medien noch stärker gemacht, sofern der Neid, Hass, Besserwisser oder Mächte sie nicht verunglimpfen etc. Siehe vorstehendes Beispiel, "eine 'Religionsexpertin' im TA.
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phimax
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Re: Burma... oder wenn der Buddhismus seine Unschuld verlier

#17

Beitrag von phimax »

tom hat geschrieben:
So 3. Sep 2017, 11:48
Es gab später in verschiedensten Ländern immer wieder gewaltsame Konflikte, in welchen auch buddhistische Schulen involviert waren.
Hast du da mal Beispiele?

Bisher habe ich bei meinen (Ein-)Führungen im Wat immer nur Myanmar und die Segung von japanischen Kamikazepiloten angeführt.
Artikel/Berichte das im Namen Buddhas bzw. des Buddhismus Gewalt angewand wurde, habe ich bisher nicht gefunden.
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phimax
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Re: Burma... oder wenn der Buddhismus seine Unschuld verlier

#18

Beitrag von phimax »

thedi hat geschrieben:
Di 26. Sep 2017, 04:27
Ein interessanter Artikel dazu heute im Tagesanzeiger
Jep.
Nur den (einen) Buddhsimus gibt es nicht.
Ich vermisse die Unterscheidung zw. den drei großen Schulen.
Der Dalai Lama gehört ja zur kleinsten (und eher esoterischen) Schule des Vajrayana.
Sutras sowie (imho) Bodhisattwas sind nur im Mahayana anerkannt.
Aus dem Hinayana existiert nur noch der Theravada, der sich ausschließlich auf den Tipitaka (Dreikorb, Pali-Kanon) beruft.

Leider vermittelt der Artikel daher nur den einen Buddhismus und pausalisiert mithin.

Persönlich (und aus westlicher Sicht) sehe ich Buddhismus nicht als Religion, sondern als Lehre.
Jeder Mensch kann dieser Lehre (freiwillig) folgen, ganz unabhängig seiner Religion.

Native Buddhisten sehen dies natürlich anders, liegt aber an ihrer Sozialisation, die in einem Reigions-Buddhsimus stattgefunden hat.


P.S. der Ansicht das Buddhismus hier im Westen eher verklärt gesehen wird, kann ich mich allerdings anschließen ;;)
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phimax
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Re: Burma... oder wenn der Buddhismus seine Unschuld verliert

#19

Beitrag von phimax »

Ach und nicht vergessen, was (und zwar erheblich) zur Eskalation beigetragen hat:
https://www.handelsblatt.com/politik/in ... 3cXpV1-ap4
Für die meisten dort ist FB das Internet...
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drfred
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Re: Burma... oder wenn der Buddhismus seine Unschuld verlier

#20

Beitrag von drfred »

phimax hat geschrieben:
Mi 29. Mai 2019, 15:10
tom hat geschrieben:
So 3. Sep 2017, 11:48
Es gab später in verschiedensten Ländern immer wieder gewaltsame Konflikte, in welchen auch buddhistische Schulen involviert waren.
Hast du da mal Beispiele?

Bisher habe ich bei meinen (Ein-)Führungen im Wat immer nur Myanmar und die Segung von japanischen Kamikazepiloten angeführt.
Artikel/Berichte das im Namen Buddhas bzw. des Buddhismus Gewalt angewand wurde, habe ich bisher nicht gefunden.
die fronten in sri lanka verlaufen nebst ehnischen auch entlang religiöser unterscheide zwischen vorwiegend buddhistischen singhalesen und meist hinduistischen tamilen.
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