Genau diesen Punkt habe ich früher hier auch schon erwähnt. Wir sind uns oft gar nicht bewusst, dass zur Zeit nur ein kleiner Teil der Chinesen überhaupt ins Ausland verreist. Die Anzahl der Chinesen welche ins Ausland auf Reisen geht wird sich noch vervielfachen. Und dies wird in einigen Ländern zu grossen touristischen Veränderungen führen. Weniger in Europa, weniger in Amerika oder Australien. Aber ganz sicher sehr stark in Asien.Wie Chinesische Touristen die Welt verändern
"Chinesische Touristen sind die stärkste Quelle für Veränderungen in der Tourismusbranche." Taleb Rifai, Generalsekretär der Welttourismusorganisation (UNWTO), betont jedes Wort.
Er hebt den Finger und erklärt: "Es ist nicht nur der größte Heimatmarkt der Welt, in dem jedes Jahr 4,4 Milliarden Reisen durchgeführt werden, sondern auch der weltweit führende Outbound-Markt mit über 135 Millionen internationalen Abflügen im Jahr 2016. Diese Zahl ist seit 2010 im zweistelligen Bereich gestiegen und es ist nur die Spitze des Eisbergs.
"Das Potenzial des chinesischen Marktes ist viel größer, weil zur Zeit nur 6 Prozent der Chinesen einen Pass besitzen. Wir gehen davon aus, dass 200 Millionen Chinesen in ein paar Jahren ins Ausland reisen werden. "
Im Bericht erwähnt der Generalsekretär neben bei noch, dass diese Tatsache noch wichtiger sei als die Anzahl der China-Touristen. Der Grund dafür ist klar: Der Einfluss der Chinesen auf die nationale Fremdenverkehrsindustrie ist bereits jetzt gross und wird noch viel gewaltiger werden. Deshalb auch der klare Titel des Berichtes: Chinesische Touristen verändern die Welt.Es ist Tatsache, dass die chinesischen Touristen in Bezug auf Ausgaben weltweit führend sind: 261,1 Milliarden US-Dollar im letzten Jahr gaben sie laut der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen aus. Dies ist pro Person doppelt so viel wie der internationale Durchschnitt.
Interessant finde ich dann, dass bei den Vereinten Nationen bereits seriös darüber diskutiert und geplant wird, wie man die touristischen Ströme aus China lenken kann, damit sie positive Auswirkungen haben. Es wird darüber debattiert wie man es schafft, dass Chinesen in den verschiedenen Ländern die Neben- und Zwischensaisonzeiten als Reisedatum wahrnehmen. Eine Entwicklung die natürlich im Sinne der jeweiligen Länder wäre, die durch Chinesen in grosser Anzahl besucht werden. Und wer hätte gedacht dass Trier die durch Chinesen meistbesuchte Stadt in Deutschland ist?
Aus diesen Worten kann man schliessen, dass auch bei uns Veränderungen unumgänglich sein werden, dass wir uns touristisch anpassen werden so wie es Thailand aktuell auch tut. Logisch dass die Veränderungen in Südostasien beginnen bevor sie bei uns zum grossen Thema werden. Aber bei uns wird eine touristische Destination auf die Länge nur überleben können, wenn sie mit dem chinesischen Markt klar kommt. Muss man sich davor fürchten? Ich denke nein.Die Asiatische Entwicklungsbank geht davon aus, dass bis 2030 in China die Anzahl von touristischen Ausreisen die Zahl 1,1 Milliarden erreichen wird. Dies bedeutet, dass viele neue Destinationen entwickelt werden können und sogar Nischenmärkte enorm sein werden. Santander nennt als Beispiel den Wintertourismus: "Heute sind die Deutschen mit rund 14 Millionen Skifahrern der grösste Markt. Das ist ungefähr ein Viertel der Bevölkerung. Wir schätzen, dass nur 1 Prozent der Chinesen Winteraktivitäten mag, aber das entspricht bereits der Anzahl der Deutschen. "
Es kann sogar helfen, wie im Bericht ein Politiker aus einem pazifischen Inselstaat sagt, dessen Insel von einem Zyklon verwüstet war. Gerade weil die Chinesen viel mehr Geld als andere ausgeben, setzt man auf sie damit mit dem Geld der Inselstaat wieder rasch aufgebaut werden kann und die Zerstörungen schnell behoben werden können. Er sagt auch aus, dass man deshalb bewusst das Land auf die Bedürfnisse der chinesischen Touristen anpasst.
"Wir machen einen großen Fehler, wenn wir die Chinesen als komische Menschen mit ganz anderen Sitten betrachten. Wir wollen ihr Geld nehmen, aber wir mögen sie nicht, und da ist sicherlich eine rassistische Komponente. Wir müssen lernen, mit ihnen zu kommunizieren, genauso wie früher mit den Briten oder den Deutschen, die in "Sonnen- und Stranddestinationen" wie Spanien viel mehr Ärger machen und weniger Einnahmen erzielen" sagt Carlos Sentís, Leiter des Spanien-China-Projekts bei der Beratungsfirma Henkuai.
Hier liegt genau der delikate Punkt: Wie wird man dies in der Zukunft unter einen Hut bringen können? Einerseits will man an den Chinesischen Touristen verdienen und der nationalen Wirtschaft damit helfen, andererseits werden wir in naher Zukunft 9x mehr Touristen aus China haben welche, davon muss man ausgehen, auch noch nicht alle die Manieren kennen, nach dessen Standards wir leben. Es ist eine spannende Zeit im Tourismus."Manche sind neu reich und behandeln Menschen wie Tiere. Sie geben Befehle und sagen niemals Danke. Andere scheinen den Dschungel einfach verlassen zu haben: Sie schreien, kämpfen am Buffet um Essen und machen alles schmutzig" sagt der Manager eines Hotels auf den Philippinen.
Dies ist genau das, was ich in diesem Forum bei Reiseberichten schon ein paar Mal erwähnt habe. Es fällt in Thailand extrem auf, wie stark der Anteil chinesischer Individualtouristen gestiegen ist. Setzt sich dieser Trend fort - viel wird davon abhängig sein wie die vielen Erstmals-Reisende in Zukunft reisen werden - dann werden auch die Verhaltensprobleme mit den Chinesen kleiner. Dies beweist auch diese Aussage von Zhang Ran, einem chinesischen Backpacker:Der thailändische Minister sagt: "Jetzt sind 60 Prozent bis 70 Prozent der chinesischen Ankömmlinge unabhängige Reisende. Sie nutzen das Internet, um ihre eigenen Ausflüge zu organisieren. Sie buchen zuerst das Hotel und den Flug, und dann benutzen sie ihre mobilen Geräte, um zu entscheiden, wohin sie gehen und wo sie essen oder einkaufen.
"Vor ein paar Jahren hat die China National Tourism Administration diesen Trend vorhergesagt, aber wir haben nicht geglaubt, dass dies so schnell passieren würde."
Es kommt etwas in Gang in China und es sind halt andere Voraussetzungen als in den 70er- und 80er-Jahren, als Thailand für westliche Backpacker zum Eldorado und in Beschlag genommen wurde. Ich hoffe es dass es viele chinesischen Individualtouristen geben wird, auch Backpacker. Dies wird dafür sorgen, dass auch die Angebote nicht nur auf Gruppen ausgerichtet werden. Und einer wie Zhang Ran wird durchaus auch bereit sein, mal in einem Pub zu westlicher Musik mit einem Tourist aus anderem Kulturkreis einen Schwatz zu halten."Meine Eltern denken, dass ich möglichst viele Sehenswürdigkeiten in kürzester Zeit sehen und viele Dinge kaufen sollte, aber ich möchte die Erfahrung spüren."
Wie erwähnt, der Bericht ist sehr lang und ausführlich. Für mich aber etwas vom interessantesten was ich zu diesem Thema in letzter Zeit gelesen habe. Hier der Link zur vollständigen englischen Version:
http://www.scmp.com/magazines/post-maga ... ging-world
Gruss Tom