Thema Gegenvorschlag: Abseits vom Rummel

[thedi]

Ich bin ein alter Nostalgiker. Je weiter weg von den Massen, desto offener und spontaner empfinde ich die Menschen dort. Darum habe ich mich ja auch damals bewusst vom Meer weg in den Isaan zurück gezogen. Mir gefielen einsame Palmenstrände, aber die wurden einer um den anderen vom Massentourismus überrannt. Entwickelte Strände mit Sonnenschirmen, Liegestühlen, Jet Ski, Musikbars, Hotels dahinter waren nie mein Ding. Ich mag Einfachheit und Natur. Habe lieber Ruhe als Jubel Trubel Heiterkeit Das habe ich auf dem Lande im Isaan gefunden.

Moment stelle ich fest, dass auch bei uns im Isaan Nebenstrassen peu a peu zu vierspurigen Ausweichrouten für den Schwerverkehr BKK - China ausgebaut werden.

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Ich gondle gerne mit dem Motorrad auf ruhigen kleinen Strassen durch die Natur. Das ist mit den ausgebauten Strassen, auf denen von der Breite her ein Jumbo landen könnte, nicht mehr dasselbe. Daher begann ich neue Routen zu meinen bevorzugten Zielen zu suchen. Es gibt viele kleine Strässchen, oft Naturstrassen, manchmal nur Feldwege, über die man - wenn man weiss wo - auch zum Ziel gelangen kann.

Die Reise dauert dann halt länger, dafür wird die Welt wieder grösser. Das Problem ist, dass die meisten dieser Strässchen/Wege nur zu ein paar Feldern oder einem Sumpf führen und dort aufhören. Man muss diejenigen finden, die weiter führen. Wegweiser gibt es keine. Dafür aber Hindernisse wie mäandernde Flüsse mit wenig Brücken, Berge die wie Riegel das Land unterteilen über die keine Strassen führen sowie Autobahnen und neuerdings Hochgeschwindigkeit Eisenbahnstrecken die nur an wenigen Orten überquert werden können. Man muss schon etwas planen, wenn man auf schönen Wegen von A nach B reisen will. Die Distanzen sind gross: Luftlinie zwischen 30 und 100 km. Einfach drauf los fahren bringt da nichts.

--- Fortsetzung folgt ---

[thedi]

Nun haben ich Hilfsmittel gefunden - und damit bin ich wieder happy:

https://gpx.studio/ ist ein Routenplaner für Fahrrad/Motorrad. Läuft im Browser auf meinem iMac mit dem grossen Bildschirm. Basierend auf Google Daten zeigt gpx.studio auch kleine Wege - nicht alle, aber viele. Zoomen von Details bis zu einzelnen Häusern und doch auf dem grossen Bildschirm durch weg zoomen die Übersicht zu behalten. Routenwahl kann zwischen Velo und Motorrad gewählt werden; wobei bei Velo schon mal angenommen wird, dass ich das Ding zur Not ja auch mal über ein Hindernis tragen oder schieben könnte. maps.google.com Streetview erlaubt eine ‘preview’ von kritischen Stellen sofern die noch an befestigten Strassen liegen. Google Daten sind im Isaan weitgehend aktuell und detailliert. Mit diesen Tools kann ich zu Hause am Computer interessante Routen planen.

Zum fahren habe ich ein kleines Navi-Gerät https://beeline.co/pages/beeline-moto gekauft. Nur so gross wie eine Armbanduhr die am Lenker befestigt wird. Ich lade zuhause eine gespeicherte Route und Beeline zeigt mir dann unterwegs die zum fahren wesentliche Information an: mit einem Pfeil die aktuelle Fahrtrichtung und wie weit weg ist es zur nächsten Abzweigung, wird es dort links oder rechts gehen. Mehr braucht es nicht. Erstaunlich ist dass die Navigation auf zwei-drei Meter genau ist. Ich kann mich auf das Gerät verlassen. Wenn das sagt: hier von der Strasse weg in diesen kleinen Feldweg abzweigen, dann ist das auch richtig.

--- Fortsetzung folgt ---

[thedi]

Als drittes habe ich mir ein neues Motorrad angeguckt: Royal Enfield Meteor, 190 kg, 350 cc, Einzylinder, tieftouriger Langhubmotor mit ein bisschen Cruiser feeling.

https://www.royalenfield.com/th/th/motorcycles/meteor/

Ein zuverlässiger Töff ist Voraussetzung für Fahrten abseits der grossen Strassen. Eine Panne oder gar ein Unfall weit weg von allem könnte mühsam werden. Dort gibt es oft keinen Handy Empfang mehr. Aber auch wenn ich meinen Lieblingsmech anrufen könnte, damit er mich hier raus hole, wie sage ich ihm dann wo ich bin? Von Koordinaten hat hier noch niemand etwas gehört. Aber wenn auch: wie würde er ohne Navi Tools den Weg zu mir finden? Ein gewöhnliches Auto Navi käme hier draussen wohl nicht mehr klar.

Leider haben die Inder die Royal Enfield Motorräder herstellen Lieferschwierigkeiten. Ich warte nun schon 3 Monate und werde weiter vertröstet. Bald wird es zu heiss für "Freude am Fahren". So fahre ich nun halt weiter mit meinen alten Töff und hoffe, dass der nicht irgend wo im Busch den Geist aufgibt. Schafft etwas zusätzliche Spannung und umso grösser ist jeweils die Genugtuung wenn ich - nach bestandenem ‘Abenteuer’ - am Ziel ankomme.

--- Fortsetzung folgt ---

[thedi]

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Ausgebaute Strassen eignen sich um Kilometer zu fressen, ohne sich um die Landschaft zu kümmern. Für mich ist fahren auf diesen Strassen Zeitverschwendung. Da habe ich nichts davon, muss ich nun halt durch um schnell und gefahrlos von A nach B zu kommen. Ich will diese ausgebauten Strassen meiden.

Viel lieber fahre ich auf Strassen in diesem Stil. So waren bis vor ein paar Jahren alle Strassen hier. Heute muss man sich schon etwas bemühen um auf solchen zu fahren. Das sind meine Lieblingsstrasse. Ich bummle mit 50 bis 60 km und geniesse die Landschaft. Über Felder, durch Wälder und kleine Dörfer, in denen Alte noch am Strassenrand zusammen sitzen um miteinander plaudern. Kinder, Hunde, Hühner bedingen, dass man das Tempo reduziert. Aber ich habe Zeit. Da kann der Weg wirklich das Ziel sein.

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Auf Naturstrassen zu fahren ist ermüdender. Es hat manchmal holprige Schlaglöcher oder für Zweiräder gefährliche Sandstellen. 30 bis 40 kmh sind da angepasste Geschwindigkeit. Grosse Strecken auf Naturstrassen wäre mir zu anstrengend, aber für ein paar Kilometer macht das durchaus Spass. Man ist mitten drin im Isaan. Naturstrassen verbinden kleine Dörfer oder führen zu Feldern, Weiden oder einem Sumpf/See wo sie aufhören. In Dörfern sind die meisten Strassen betoniert.

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gpx.studio Routen führen mich manchmal auch über Feldwege. In der Trockenzeit geht das schon, aber alltagstauglich ist das nicht: Ich fahre keine Motocross Bikes, sondern kleine Cruiser. Auf Feldwegen ist erster Gang angesagt und die Beine sind immer bereit um sich abzustützen. Ich muss mich auf die Fahrspuren konzentrieren und bekomme wenig von der Landschaft mit. Mit 74 Jahren suche ich keine Abenteuer sondern schöne, gemütliche Routen auf denen ich meine Ziele vernünftig erreichen kann. Dabei nehme ich gerne in Kauf wenn es viel länger dauert als auf der Schnellstrasse. Aber ich will problemlos ans Ziel kommen.

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Mit freundlichen Grüssen

Thedi

[Kurt Singer]

Oh, wie gerne weürde ich einmal mit Dir eine solche Tour machen. Das wäre noch vor 20 Jahren möglich gewesen, da verbrachte ich schon mal ein paar Wochen in Ban Nong Waeng (wers nicht weiß: hier. Heute würde mich nicht das Alter, sondern die Gelegenheit daran hindern. Aber schön wärs

P.s.: wer nachschaut sieht ein Foto, in das ich immer noch unglaublich verliebt bin.

[Dauwing]

Moment stelle ich fest, dass auch bei uns im Isaan Nebenstrassen peu a peu zu vierspurigen Ausweichrouten für den Schwerverkehr BKK - China ausgebaut werden.

und sobald kleine Ansiedlungen dadurch zerschnitten werden,
sind die Folgen besonders dramatisch,
weil eben ausreichend Fussgängerbrücken vergessen wurden.

Gewachsene Ortgemeinschaften haben in Th leider keinen hohen Stellenwert,
wie man in Bkk am Stadtteilschwund zugunsten von Condotürmen sehen kann,
oder in manchen Seebädern, wo die Verwaltung ebenfalls die ansässige Bevölkerung vertrieben hat,
um den Ort zu einer Plattform für Herden-Tourismus zu machen, wo dann ortsfremde Arbeitskräfte angestellt sind.

Vor etwa 10 Jahren las ich einen th. Fotobericht von einem Thai, der einen alten Naturweg der mit unzähligen blühenden Bäumen, mit Frangipani-Blüten aber auch viel seltenere Farbenpracht gesäumt war.
Sofort wurde er darauf hingewiesen, das er durch seinen Bericht nur dazu beiträgt, das die Schönheit dieses Ortes vernichtet wird, weil er einen Ansturm auslösst, der dann Händler und andere Geschäftemacher nach sich zieht.

Innerhalb weniger Stunden hatte der Thai seinen Bericht dann wieder gelöscht - hoffen wir, das es diesen Weg immer noch so gibt.

[Fredfeuerstein]

Ich glaube, die vergessen Fußgängerbrücken nicht, sondern gehen davon aus, dass die, die Straße zu Fuß queren wollen, sich schon selbst Treppchen und so weiter bauen werden, um über die Mittelleitplanken zu steigen. Hier bei uns im Norden (AH 13) haben sie Straßen in Richtung Luang Prabang und China alle wahnsinnig ausgebaut.

Weiß einer, wie es mit der Ausrüstung mit Ladestationen für E-Fahrzeuge entlang dieser Straßen, die nun so ausgebaut werden, aussieht? Sieht man Ladestationen?

[Andia]

P.s.: wer nachschaut sieht ein Foto, in das ich immer noch unglaublich verliebt bin.

Mache ich jetzt nicht aber das Foto wo Du draußen schlafen musstest behalte ich im Kopf.

Danke @Thedi für die verlinkte Software/Apps, werde ich mal ausprobieren.
Ich bin auch gern mit dem Moped unterwegs einfach die Gegend erkunden, der Isaan ist einfach nur schön.
Leider gibt es hier viele Strassen welche die Dörfer verbinden die sowas von Schlaglöcher sind das es keinen Spaß macht zu fahren.
Mit 4 spurigem Ausbau wurden wir weitgehend verschont aber ich kenne das Problem aus der Provinz Krabi wo selbst die letzte abgelegene Strasse ausgebaut wird, völlig unnötig.

Tausche Auto gegen Motobike.

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[Michaleo]

Das sind meine Lieblingsstrasse.
Ich bummle mit 50 bis 60 km und geniesse die Landschaft.

Auf der Autobahn fahre ich natürlich auch verhältnismässig schnell, da gibt es ja nicht viel zu sehen.
Hingegen auf den kleinen Strassen, oder gar im Quartier, tukkere ich gerne mit 30-40 km/h durch die Gegend.
So erfahre ich visuell Thailand, mit seinen Grossmüttern, seine Abfalltonnen, die Kleinkinder und die Hunde.

Ich liebe das.
Allerdings kann ich davon keine Reiseberichte erstellen, sondern nur von meiner kleinen Welt in der Quartierstrasse berichten oder die während der Fahrt ausgedachte Geschichte eines Lateinlehrers erzählen.

[thedi]

Sofort wurde er darauf hingewiesen, das er durch seinen Bericht nur dazu beiträgt, das die Schönheit dieses Ortes vernichtet wird, weil er einen Ansturm auslösst, der dann Händler und andere Geschäftemacher nach sich zieht.

Ich hatte diesen Thread tatsächlich schon vor ein paar Tagen vorbereitet, mich dann aber entschlossen, ihn nicht zu publizieren. Weil ich weiteren Rummel befürchtete. Ich erlebte in Phuket, Ko Samui und Krabi wie zuerst wir Rucksacktouristen ankamen und dann die Massen nach kamen - angezogen von unseren Berichten (wir hätten uns empört, wenn man uns als Touristen bezeichnet hätte - wir waren Traveller ).

Dass ich den vorbereiteten Text dann doch publizierte, lag am Penis-Thread in diesem Subforum. Ich will sehen, welcher der beiden Threads in der Woche, in der sie sichtbar sind, mehr Klicks und Beiträge erhält.

Mich würde auch interessieren, ob - und wenn ja wie - ihr dem Rummel ausweicht.


Mit freundlichen Grüssen

Thedi