Der bewegte HB-Zürich um 1990: Buchauszüge des ZH-thai.fun.

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ZH-thai-fun
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(11) Der bewegte HB-Zürich um 1990: Buchauszüge des ZH-thai.

#11

Beitrag von ZH-thai-fun »

Die Waffen im Bahnhof:
Auch das wissen um die vielen Leute mit Waffen auf sich, man schätzt dass täglich zirka 150 bis 200 Waffen durch den Bahnhof-Zürich getragen werden, beruhigt die Bewacher nicht besonders. Von Drogendealern über Waffennarren bis zum Geschäftsmann konnte man nie wissen was sie in ihren Taschen trugen. Es kam auch öfters vor dass uns Waffen angeboten wurden. Um nur ein Beispiel zu nennen. Es war schon nerven aufreibend wie uns einmal eine geladene Schrotflinte auf die Theke der Überwachungszentrale geknallt wurde und man ganze 50.- Franken dafür wollte.

Um allgemein auf das Waffen-tragen noch ein wenig naher einzugehen, muss ich auch die eigenen Probleme in der eigenen Mannschaft erwähnen.

In Zeiten als eine zweite oder dritte Gruppierung von Drogendealern auf dem Platzspitz auftauchte, die neue Balkanroute genannt, wurde fast Tag für Tag auf dem Platzspitz oder in der Umgebung geschossen. In dieser Zeit hatte ich mit Leuten aus der Mannschaft dauernd Streitgespräche über den Sinn oder Unsinn, dass unsere Männer keine Waffen-Ausbildung bekamen oder Waffen im Dienst tragen dürfen.

Aus folgenden drei gründen bleib ich meinem nein auch in der Zukunft treu.

Erstens gab es kurz vor meiner Anstellung in die Bahnhofs-Überwachung eine Schiesserei zwischen Zivil-Polizisten und einem nicht deutsch sprechenden Passanten im Bahnhofs Untergrund. In dessen verlauf wurden auch unbeteiligte angeschossen. Dies zeigte mir deutlich dass Schusswaffen in solchen Passanten-Lagen schlicht ein Unding und gefährlich für den Bewacher selbst wäre. Zu dem war ja die gut ausgebildete KAPO (Kantonspolizei) im Bahnhof präsent und auch schnell zur stelle. Es war mir aber auch klar dass meine Firma wohl ja sagen würde zu einer Schiessausbildung und dem erwerb von Schusswaffen für die Mannschaft, wenn ich es fordern würde. Aber die Kosten die dadurch auf unsere Firma zugekommen wären um eine Mannschaft wie die unsrige auszubilden, hätte den Betriebsinhaber nie ernsthaft aufgebracht und ohne die Sicherheit einer mindestens ebenbürtige Waffenausbildung wie die der Polizei, war mit mir nicht zu reden.

Drittens hörte ich nicht mit wenig stolz von einem sehr bekannten Stadtzürcher das Lob, ich zitiere "der unterschied wie viel anständiger ihr gegenüber der Polizei, Fixer oder Penne angehen ist heute in Drögeler kreisen bekannt.
Ich habe in diesem Milieu gehört dass die "Schwarzen-Männer" im Hauptbahnhof wohl alles raus-werfen aber dies doch meist mit Toleranz und einigermassen anständig geschieht."

Stolz auf diese Erkenntnis war ich weil genau diese Auswirkungen auf eine von mir eigens entworfene Ausbildungsart zu¬rück zu führen war. Dies war für unsere Mannschaft eine bessere Absicherung wie eine Versicherungspolice. Unser Slogan hiess " Mit Ruhe Zeit und Konsequenz".

Die Fixerin:
Genau so war es auch bei der Fixerin die irgendwo im Bahnhof eine ruhige Ecke suchte um sich die spritze zu setzen. Ihr Körper war übersät von Einstichstellen und Ekzemen. Die Slips unten, den Rock oben, suchte sie in der Schamgegend nach einer Einstichmöglichkeit in dem Augenblick als ein Bewacher auftaucht. Nun unser Motto war, sage "Ruhig" spritze fertig. Gib ihr "Zeit" sei aber "Konsequent" lass sie aufräumen und begleite die Fixerin aus dem Bahnhof und warne sie vor dem wiedersehen in dem selbigen.
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ZH-thai-fun
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#12

Beitrag von ZH-thai-fun »

Hier soll ein Erlebnis aus der Anfangszeit zum besseren verstehen aufzeigen was passieren kann, wenn Polizisten von oben herab auf „normale“ Sicherheitsleute herunter sehen.

Der Tabletten-Süchtige:
Zwei Bewacher sehen einen auf einem Stuhl halb liegenden Mann. Der eine Bewacher ist zwar noch neu in unserer Mannschaft, hat aber eine langjährige Tätigkeit in dieser Branche hinter sich. Ebenso war er als Sanitäter ausgebildet. Er stellt fest dass der Mann vom Personal der damaligen Trotte (Restaurant) im glauben er sei alkoholisiert, mit samt Stuhl vor das Lokal in die Haupthalle gesetzt wurde. Der Mann schwitzt, ist ganz nass und hat einen kaum spürbaren Puls. Einer der Bewacher funkt mir in die Zentrale und verlangt die Sanität, welche ich auch sofort anforderte.

In der Zwischenzeit ergab sich folgendes. Zwei uniformierte der Kapo die ebenfalls im Bahnhof patrouillierten kamen bei unseren Leuten und dem zusammengebrochen Mann vorbei. Nach kurzem hinsehen meinte einer der Kapo-Leute schnippisch, "Ihr (die Bewacher)lernt es auch noch mit solchen Alkis umzugehen" so quasi, was wollt ihr hier, der kommt ganz allein wieder auf die Beine! Für so was holt man doch nicht die Sanität. Darauf setzten sie ihren Rundgang fort.

Nach dem Eintreffen der Sanität und deren wiederbelebungsversuchen etc. wurde der "Patient" mit Blaulicht abtransportiert. Zwei Stunden später ruft uns jemand aus dem Spital an und dankt uns. Aus dem Gespräch ging hervor dass der Mann in Behandlung war und voll gepumpt mit Medikamenten aus dem Spital verschwand, um irgendwo ein Bier zu trinken was ihn dann noch ganz umgehauen hat. Er war kein Alki, sondern wegen Tablettensucht in Behandlung.

Wie schnell hätte sich ein Bewacher-Anfänger von den Kapo-Polizisten beeindrucken lassen und die Sanität nicht gerufen? Auch ein Bewacher trägt Verantwortung für Leib und Leben!
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ZH-thai-fun
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#13

Beitrag von ZH-thai-fun »

Rapporte sind Beweise:

Nebst allen Rapporten die für den Auftraggeber SBB gemacht werden mussten, gab es auch in meinem Auftrag ein Rapport-Wesen für besondere Fälle. In diesem Kapitel möchte ich einige Rapporte genau so wieder¬geben wie sie von Mitarbeitern gemacht wurden. Sie zeigen oft viel mehr auf als ich es aus meiner Sicht schreiben könnte. Aus platz-gründen werde ich nur einige Rapporte auswählen die ein klein wenig in das leben der Bahnhofsbewachung hinein zeigen.

Alle aufgeführten Namen sind in nicht identische Kurzzeichen abgeändert. Unser Funkruf im Bahnhof hiess "Apollo". Den einzelnen Mann rief man mit der Nummer seines Dienstes auf. Also zum Beispiel "Zentrale an Apollo 4 antworten". Dadurch wurden die Namen meist durch diese Rufnummer ersetzt. Zu jedem Rapport werde ich zum besseren Verständnis des Geschehens eine kurze Einleitung machen.

Diebe:

Im August 1990 beobachteten wir nachts mehrmals eine Person die um diese zeit nichts mehr im Bahnhof zu "suchen" hatte. Nach Meldung unsererseits an die KAPO, gab uns diese ihrerseits den Auftrag, genauere Kontrollen durchzuführen, da mehrere Meldungen von Diebstählen von den letzten Nächte vorlagen.

Rapport vom 25/26 Aug. 1990
Heute Nacht sichtet Apollo 4 auf seiner runde eine Person im Häuschen der Gepäckleitstelle am Boden liegend. Allein befördert er diese Person Seite Limmat aus dem HB. Zeit 02.20 Uhr. Um 03.45 wird dieselbe Person auf einer Leiter die in die Gepäck-Abfertigung führt wieder gestellt und gemeinsam von Apollo 4, 3 und 2 nochmals aus dem HB (mit etwas Gewalt) rausgeworfen.

Auf einer weiteren runde der Apollo 4, zeigt er 2 Arbeitern die nun in der Abfertigung erschienen sind die Leiter und das Loch durch das jemand eingestiegen war. Bei der anschliessenden Kontrolle stellt er Licht in einem Raum fest welches gelöscht wird als er 20m nah war. Kurzerhand schliesst Apollo 4 die Türe zu diesem Raum und verlangt über Funk, die Kapo. Zeit 05.10 Uhr. Diese holt einen Täter mit Tränengas aus dem Raum. In der folge stellten Kapo Beamte diverse offene Gepäckstücke in dem Raum fest.
PS: Verteiler, Herr Gxxxxx, Kapo, Gep. Abfertigung.

Bild

Zusammengeschissen:

Nicht alle im HB Arbeitende und Angestellte waren Freunde unserer Bewachungsleute. Oft wurde man nicht nur von Passanten, sondern wie im nachfolgenden Fall von HB-Angestellten derb angegangen.

Rapport und Beschwerde von Apollo 4, an die Frauen im WC?? Sonntag, 08.15 Uhr WCs (im Bahnhof) eine Fixerin ist im WC beim spritzen (nadel steckt). Apollo 4 erklärt der Fixerin sie soll fertig machen und aufräumen. Apollo 4 wird nun von den 2 Damen denen alles zu lange geht und die im WC Reinigungen machten dermassen zusammen-geschissen dass Apollo 4 sich nun weigert bei einem erneuten Aufgebot dieser Damen zur Hilfe, nicht mehr hin gehen werde. Es ist bei weitem nicht das erste mal, dass wir von diesen Ehrenwerten-Damen in solchen "Clinch" geraten. Wir bitten Hr. Grxxxxx sich dieser Damen anzunehmen. Apollo 4.

Es brennt:

Wie anfangs im Buch schon erwähnt gab es während der Bauphase öfters Brandfälle die wie im folgenden Fall von unseren Leuten gelöscht werden konnten. Eine der gefahren war dass durch die vielen Fehlalarme (täglich 1-2) unsere Leute nicht fahrlässig wurden.

Rapport Brandfall vom 25.10.1991
04.05 Arbeiter melden Brand unter den Rolltreppen im Plaza. Apollo 2, 3 + 4 rücken mit zwei Feuerlöscher aus. Diverse Holzpaletten und ein grosser Abfall-Karton Haufen brennen.
04.07 Info an Kapo (her sowieso). Als Antwort erhielt ich, "wenn es grösser sei soll ich nochmals anrufen"!?
04.08 Feuerwehr aufgeboten (HB wird von Nr.11 her geöffnet) 04.15 Apollo 2, 3,4 haben Feuer unter Kontrolle (Funk) 04.17 es wird eine Brandwache aufgezogen. Erneut Telefon an Kapo. Antwort, "wir kommen erst gegen morgen.
Feuerwehr ist ja hier".
04.30 Besichtigung der Brandstelle: Durch die Hitze wurden Bodenplatten gehoben (Stein). Bei dem Laden-Präsente Beschriftung geschmolzen, 5 grosse Scheiben in Bruch.
04.50 Leiter Sicherheit informiert. Feuerwehr geht.

PS: Um zirka 03.45 wurden von Apollo 3 + 4 in der Halle Sihlquai diverse Skinheads gesichtet welche später zu randalieren begannen. Mit Kapo zusammen ausgewiesen (Kapo hat Personalien aufgenommen). Zeusler? (Feuerteufeli)
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schorschilia
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Re: Der bewegte HB-Zürich um 1990: Buchauszüge des ZH-thai.f

#14

Beitrag von schorschilia »

Klasse Bericht :wai:

.....wenn ich ZH auch Sche....finde.
pöser pöser schorschilia

aber Wädenswil :) hättest da was...halt nicht HB
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#15

Beitrag von ZH-thai-fun »

Das Raucher-Problem in Zügen:

Ein leidiges Problem brachte das Rauchen in den Zügen, welche wir als 2er Patrouille bewachten. Ein teil unseres Auftrages war, das Rauchen in den Nichtraucherabteilen zu unterbinden, aber nicht bis zum letzten zu gehen. Im Folgenden Fall geschah dies trotzdem, da die Weisung eines Zugführers (CH = Kondukteur) vorlag. Bemerkenswert an diesem Fall ist, dass später eine Strafanzeige gegen uns einging die ich aber durch mehrere geschickte Manöver und einem Schmiergeld von 300.- Franken (aus dem eigenen Sack) beilegen konnte. (Die Frau war Drogen-Sozialhelferin!!!)

Rapport über Ausweisung aus Zug Nr.18594:
Am 4.Nov. um 22.51 besteigen ich und k die S-5. Bald kommt ein Konduktor zu uns und sagt er habe Schwierigkeiten mit einer Raucherin. Wir gehen zu ihr, sie aber reagiert nicht auf uns. Nach der zweiten Aufforderung sagt sie: " ich gehe nicht in den Räucherwaren, ich lösche die Zigarette nicht aus." (Lautstark) der Konduktor schaltet sich ein und sagt sie müsse an der nächsten Haltestelle aussteigen wenn sie nicht aufhöre. Sie rauchte aber weiter. Der Zug hält in Stadelhofen und wir fordern sie auf Geheiss des Konduktors auf den Zug zu verlassen. Sie weigert sich massiv. Wir nehmen sie nach einem Gerangel mit Gewalt aus dem Zug, wo sie mich auch in den Arm biss. Wir besteigen denselben Zug wieder und fahren weiter. Der Konduktor macht auch einen Rapport.

PS: Es ist beschissen, wenn wir nie wissen, was wir dürfen und was nicht.
Verteiler: Dienstleiter und ba 3.

Jugend:

Auch für Kinder oder Jugendliche ist ein Bahnhof immer ein Magnet. Man schätzt dass sich im HB-Zürich täglich bis 80'000 Jugendliche, ob auf der durchreise, zum Shopping, oder als Treffpunkt, ein-finden. Der Bahnhof bietet noch etwas Abenteuer und Anonymität. Leider, oder ganz bewusst, wird dem Jugendlichen aber nicht allzu viel geboten. Ausser den Reisen, einigen Musikläden oder den Kiosken gibt es für sie nicht viel zu konsumieren.

In den Massen der Passanten aber bewegt sich eine nicht zu unterschätzende Anzahl Randgruppen von Jugendlichen. Denken wir an die vielen Kinder die zum Beispiel an freien Tagen den Bahnhof zum Treffpunkt machen, an die Drogenkonsumenten, an die Skinheads, Stricher und Prostituierenden unter 18 Jahren. Aber auch Kinder die mit Eltern im HB Schoppen etc.

Für die Bewacher ist dies nicht gerade eine erfreuliche Sache diesen Jugendlichen alles zu verbieten. Was dürfen sie schon? Rollbrettern, Velofahren, Laut werden oder herum sitzen? Nein, und dies alles zur Sicherheit der Passanten. Gerade aber junge Leute sind oft das Augenmerk der Bewacher. Diebstahl, Schmierereien, Vandalismus und Drogenkonsum sind an der Tagesordnung. Da wir, wie schon erwähnt keine Polizisten sein wollten, wurden sehr viele "Tee-Nager" von uns nur des Bahnhofs verwiesen. Oft zum Leidwesen gerade älterer Leute die ein härteres zugreifen befürwortet hätten. Öfters fragten uns Eltern an ob wir nicht nach ihrem Kind suchen könnten. Sei es im Platzspitz oder eben irgendwo im Bahnhof. Die ganzen Schicksale die hinter solchen anfragen steckten gaben vielen Bewachern zu denken. Leider war es nicht unsere Aufgabe solche Vermissten zu suchen und es wurde des¬halb an die Polizei verwiesen.

Kinderschänder:

Nun der folgende Rapport zeigt dass gerade Jugendliche von Passanten angelockt wurden, die nicht nur gute Absichten hatten.
(Gerade Jugendliche mögen Uniformierte nicht so, obwohl diese oft Schutzengel sind)

Rapport vom 13.08 1991
17.25 Apollo 4 beobachtet in nähe WC Halle-MU eine auffällige Person mit einem Knaben welcher in Handschellen geführt wird. Nach aufmerksamer weiterer Beobachtung tritt Apollo 4 vor diesen Mann. Dieser (mit Sheriffstern auf der Brust) gibt sich als amerikanischer Detektiv aus. Apollo 4 befahl ihm die Handschellen sofort zu öffnen, was er schliesslich auch tat. Nach kürzerer Aussprache begleitet Apollo 4 diesen Mann mit dem ca. 6-7jährigen Knaben und einer mitlaufenden Drittperson (Zeugin) auf den Kapo-Posten. Auf dem weg dorthin gibt der Knabe zu verstehen, dass er "sexuell missbraucht" werde.

19.00 Apollo 4 wird telefonisch nochmals auf den Kapo-Posten gerufen. Man erklärt ihm dass es sich bei dem Mann sehr wahrscheinlich um denselben Täter handelt der vor einer Woche in der Badi-Stäfa Kinder misshandelt habe.
"Ein dicker Fisch" meinte der Polizist und lobte Apollo 4 für seine Aufmerksamkeit.
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#16

Beitrag von ZH-thai-fun »

Prostituierte.

Diesen Rapport habe ich ausgesucht weil er in Sachen Drogen Elend doch sehr genau die Realitäten aufzeigt. Ebenso geht daraus hervor wie sehr dieses Elend an den Bewachern nagte. Kein Mensch ist von Anfang an so abgebrüht und ungerührt wie er sich anfänglich nach aussen hin gibt. Erst nach ein oder zwei Jahren nimmt man diese Sachlagen, na sagen wir mal "Cool". Diese Coolheit ist es auch später, die den Passanten beim zuschauen oft den Kopf schütteln lassen.

Rapport: 19.03.1992 (n)
Um 22.45 sehe ich eine uns bekannte Strickerin beim Postgebäude auf den Boden -pinkeln. Die Hosen hat sie ganz ausgezogen. Ich ermahnte sie. Dies sei eine Sauerei. Es haben mehrere Personen zugesehen. Als sie aufsteht, schlägt sie mir ihre Hosen ins Gesicht und auch eine Plastiktasche in der ich Spritzen vermutete. Da habe ich ihr auch eine geschmiert und bin weggegangen. Sie schrie noch lange hinter mir her. Ich hatte Feierabend.

Um 23.30 wollte ich mein Auto auf unserem Parkplatz holen. Da erwartete die Fixerin mich mit einem ihr bekannten Freier oder Zuhälter dort. Sie behaupteten ich hätte sie brutal zusammen geschlagen. Sie wollten meinen Namen und sagten sie machen Strafanzeige gegen mich. Sie blutete auch aus dem Mund und sie ist, so glaubte ich, erst nach unserer ersten Begegnung nochmals (von dem Zuhälter?) zusammen-geschlagen worden. Ich vermute auch dass sie nur zu Geld kommen wollte. Der Mann nahm mir meinen Ausweis weg und verschwand mit der Fixerin Richtung Sihlquai. Ich möchte festhalten, dass ich die Frau nur einmal und zwar genau über dem linken Ohr getroffen habe. Anmerkung persönlich: wenn ich wegen dieser Sache angeklagt werde, dann kündige ich.

Drogentoter:

Tote gehörten zum Glück nicht zu unserem Alltag. Trotzdem sahen die meisten Bewacher schon Tote hier im HB-Dienst. Ob Selbstmörder die sich vor einen Zug warfen und deren einzelne Glieder auch durch den Bewacher vom Geleise eingesammelt wurden, oder von Drogentoten bis zum Herztoten welcher aus dem Zug geholt werden musste. Ich stellte aber öfters fest dass Erlebnisse mit Leichen von unseren Leuten schneller verdaut wurden, als zum Beispiel persönliche Angriffe auf einen einzelnen Bewacher.

Rapport vom 11.09.92 vom Zentralen-Führer-dienst a2
11.04 Apollo 2 funkt. In der Sihl bei der Prof-Brücke liegt ein Toter auf dem Bauch im Wasser liegend.

11.05 Kapo verständigt. Herr Grxxxxx geht selbst vor Ort.

11.01 Grxxxxx verlangt Apollo 2 und Absperrband um die Anlieferungs-Brücke zu sperren. Barrieren nicht mehr öffnen!

11.20 Apollo 2 funkt, dass die Polizei, Feuerwehr und andere Leute auf der Brücke sind. (auch ein Blick-Reporter)

11.23 Sanität 144 ist eingetroffen, und ein Beamte der Kapo?

11.55 Herr Grxxxxx funkt, dass er und Apollo 2 mit zwei Feuerwehrleuten nun die Leiche aus dem Wasser holen werden.

12.45 Der Mann wurde noch 20min lang mit Wiederbelebungsversuchen behandelt, ergebnislos.

13.30 Herr Grxxxxx meldet, noch 2 Zivilpolizisten auf der Brücke. Der Tote ist ein "uns" bekannter Drögeler zirka 21-jährig.

Kopie z.h. GL und SBB
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#17

Beitrag von ZH-thai-fun »

Tunnelbrand:

Viele mögen sich noch an den Tunnelbrand im April 1991 zwischen Hauptbahnhof und Bahnhof Stadelhofen erinnern? Durch Vandalismus brannte eine Zugkomposition Komplett im Tunnel aus, nachdem eine Frau wegen Rauch die Notbremse im Tunnel gezogen hatte. Und eine zweite Komposition kam deswegen auch noch im Tunnel zu stehen. Es gab etliche dutzende Verletzte mit Rauchvergiftungen. Ich selbst der in dieser Nacht im Hauptbahnhof war und unsererseits die ÜWZ leitete möchte dazu auch noch etwas schildern. So unerfreulich dieser Brand war, brachte er doch viele nützliche Erfahrungswerte so auch Fehler an den Tag. Im Nachhinein dienten diese bei der Aufarbeitung zur besseren Ausbildung der Mannschaft im Katastrophenfall.

Man muss gestehen dass unsere Überwachungszentrale (ÜWZ) die im Auftrag der SBB von unserer Firma geführt wurde, in diesem Fall total überlastet war. Die ÜWZ war unerwartet und unplanmässig plötzlich Mittelpunkt aller Hilfesuchenden Leute. Innert zwei Stunden erreichten uns ca. 60 Telefon-Anrufe von überall her. Zum teil mit Aufträgen die uns gar nichts angingen, wie zum Beispiel das Aufbieten eines Löschzuges von Dübendorf.

Der Kontakt vom HB zu den Standorten der Einsatzzentralen von Polizei und Feuerwehr in Stadelhofen war nicht gewährt. Ich selbst fuhr mit dem Auto nach Stadelhofen um dort zu erfahren, dass es im Tunnel wieder hochgiftige Gase gebe und wir deshalb den Tunnel von der HB-Seite sperren sollten. Zu dieser zeit war bereits eine Presse-Orientierung, bei der eine SBB-Person behauptete, "wir haben alles unter Kontrolle"! Bis zu diesem Zeitpunkt wussten weder die Polizei noch die Feuerwehr von der Existenz einer ÜWZ im HB!?

Weitere Anlaufstellen neben unserem "Provisorium-ÜWZ", waren noch das Zentral-¬Stellwerk und die Betriebsleitzentrale. Durch die vielen aufgaben die in der ÜWZ nach und nach unserer Mannschaft übertragen wurden bekam unsere Zentrale immer grössere Bedeutung im Katastrophenfall. Nicht zuletzt weil unser Posten nie geschlossen sondern rund um die Uhr besetzt war.

Rapport hgt Zugsbrand vom 16.4.91: Apollo 2 + 4
(Einer von vielen Rapporten die in der Nacht von vielen Seiten her erstellt wurden. Incl.. Kamera und Telefon gesprächs- Überwachungen.)

Um 20.30 Uhr erging der Brandalarm an alle Apollos.
Wir begaben uns schnell in den S-Bahn-Bereich um das Ausmass des Brandes in Augenschein zu nehmen. Von Seite HB her waren keine Retter oder Passanten zu sehen. Wir warteten auf Weisungen vor dem Tunneleingang. Per Funk kam folgendes. Wir sollen die Rauchgas-Ventilatoren in betrieb setzen. Danach nahmen wir die orange Westen und bekamen die Weisung der Rettungsmannschaft von der HB-Seite her zu helfen. Da lange niemand erschien, beschlossen wir in den Tunnel vor-zu-rücken. Apollo 6 der zu uns stiess postierten wir als Funkbrücke vor dem Tunneleingang.

Nach ca. 100m kamen uns eine Frau und ein Mann entgegen. Beide husteten stark. Die Frau erklärte sie hätte die Notbremse gezogen. Der Mann, ein SBB-Angestellter hätte versuchte mit einem Handfeuerlöscher den Brand zu bekämpfen.Wir rannten weiter und sahen dass ein Wagen brannte. Herabhängende Leitungen zwangen uns zum warten. Das funken war nicht mehr möglich, da alles Mögliche dazwischen funkte, schlechte Verbindung war und die Rauchgas-Ventilatoren einen riesen Lärm machten.

Hinter 2 Feuerwehrleuten die Atemschutzgeräte hatten gingen wir auch zu den brennenden Wagen. Die Sicht war noch ziemlich gut. Wir beraten unsere Lage und entschliessen uns den Notausgang hinter uns zu suchen und diesen den hustenden Passanten zu zeigen. So gingen wir in den Notausgang. Der Rauch und die Hitze waren um einiges schlimmer hier und der Funk war tot. Im letzten drittel war der Rauch schon unerträglich. Wir und die laute sahen kaum die Notausgang-Hinweistafeln. Nach einer Ewigkeit kamen wir an die Oberfläche wo bereits zivile Polizisten eintrafen. Wir erklärten ihnen noch dass der Notausgang viel zu lang für die noch kommenden alten Leute sei.

Wir wurden von der Stapo ins Uni-Spital eingewiesen.

Persönliche Aussage von Apollo 3:
Ich bekam von Apollo 2 + 4 den Befehl vor dem Tunneleingang eine Funkbrücke zu halten und keine Person in den Tunnel zu lassen. Ich bin eine Ewigkeit vor dem Tunnel gestanden und habe keinen Funkruf von den anderen erhalten.
Ich wusste ein¬fach nicht was dort drin passiert. Ich hatte unheimliche Angst.

Erst als mich der Dienstleiter Hr. Grxxxxx fragte wo Apollo 2 + 4 sind, merkten wir, dass diese fehlten. Ich bin mit Apollo 6 auf die suche gegangen. Nach einer halben Stunde, alles im Tunnel absuchend, kam per Funk die Meldung vom Dienstleiter dass die beiden mit Rauchvergiftungen im Spital sind.

Anmerkung des Dienstleiters MG:
Zwei ganz grobe Fehler wurden auf unserer Seite gemacht. Erstens ist der dienst habende ÜWZ-Bewacher alkoholisiert gewesen. Dazu kam dass er während dieses Ernstfalles private Telefone seiner Freundin von Paris her auf unserer Notfallnummer angenommen hatte. Frage, warum hatte diese Frau diese Nr? Zweitens war der ganze Tunnelbereich nicht in unserem Auftragsbereich.

Trotz der gut gemeinten Erkundung der beiden Apollos hat eben dies gezeigt dass es höchst gefährlich ist auf eigene Faust und ohne Auftrag zu erkunden. Hier zeigt sich halt doch dass gewisse Bestimmungen, die oft auch nicht verstanden und daher bemängelt werden, nicht nur zum Schein da sind.
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#18

Beitrag von ZH-thai-fun »

Episoden sind nicht höflich:

Vom Ulk bis zum Crash, so etwa müsste man die folgenden Episoden bezeichnen. Dies ist wie anfangs erwähnt der Schaum auf dem Bier der das Bild abrundet. Die folgenden Berichte sollen auch unsere Aufgaben im Hauptbahnhof noch eindrücklicher beschreiben. Alle Episoden sind Wahr und so geschehen und von Mitarbeitern, auch wenn diese in der "ich Form" erzählt werden. Aus den Rapporten der Bewacher habe ich nur Episoden ausgesucht, die schrecklich unterhaltend sein könnten.

Dunkle Augen im Lift:
Über das Hausleitsystem kommt ein Hilferuf aus einem Personenlift in der Halle Sihlquai. Über Funk wird ein Patrouille aufgeboten. Innert 2-3 Minuten ist der Mann beim Lift. Die Kabine ist zwischen zwei Stockwerken blockiert. Sofort wird ein zweiter Mann aufgeboten der den Lift auf der oberen ebene beobachtet, während der erstere im Maschinenraum die Kabine, laut Vorschrift langsam absenkt. Die Lufttüren werden nun von den beiden Bewachern geöffnet. In einer Ecke kauert eine zirka 18-jährige Asiatin mit zwei Krücken. Als man ihr hilft den Lift zu verlassen, strahlen ihre schönen dunklen Augen dankbar. Es gibt sie die schönen Augen-Blicke!

Der künstliche Darmausgang:
Eine ältere gepflegte Dame kommt auf mich zu spricht mich an wirkt unsicher und ich kann nicht verstehen, was sie eigentlich von mir will. Trotz der Hektik im Bahnhof und unserer nicht gerade anziehend wirkender uniform, mache ich auf die Frau einen scheinbar vertrauenswürdigen Eindruck. Sie rückt nun heraus; sie besitze einen künstlichen Darmausgang und getraute sich nicht die öffentlichen Toiletten zu benutzen. Ich bringe sie zur Bahnhofs-Hilfe die für Hilfeleistungen an Invaliden und bei anderen kleinen Notfällen auch zuständig ist und setze meinen Rundgang fort. Etwa 2Stunden später bedankt sie sich bei mir mit einer Sprüngli-Pralinen-Spezialität.

Schuh-flüchtig.
Über Funk wird uns eine Rolltreppen-Störung im Dienstleistungs-Geschoss gemeldet. Als wir hinkommen sehen wir wohl, dass die Treppe steht können aber von unten nicht erkennen warum. Von unten versuchen wir die Treppe wieder in Gang zu bringen. Dies gelingt uns nicht und wir steigen hoch. Oben angekommen wird uns sofort klar, wo die Ursache liegt. Zwei Turnschuhe stecken am ende der Rolltreppe im Kamm und blockieren diese. Vom Besitzer fehlt jedoch jede Spur.
Längere zeit brauchten wir um die Schuhe zu befreien und die dann anschliessend dem Fundbüro zu übergeben.

Stricher-Einnahmen:
Beim alten Wartesaal "unter den Stricher-Bögen" wie dieser Platz im Osten des HB damals noch genannt wurde, hören wir zwei Apollo-Bewacher und Ich MG, einen lautstarken streit. Als wir näher kommen sehen wir zwei uns bekannte Stricher die beidseitig bei einem Auto die Türen zu hielten.Im Auto sass ein eingeschüchterter Freier so um die 35 Jahre der sich eingeschlossen hatte. Normalerweise gehen Stricher und Freier diskret weg wenn sie Uniformierte sehen. Diese zwei aber stritten sich von links und rechts über das Autodach hinweg. Es ging darum wer von diesen beiden das versprochene-Geld von dem Mann im Auto bekommen sollte dass er ihnen angeblich versprochen hatte.

Wir 3 Uniformierten entschlossen uns die beiden fest zu halten, vom Autoinsassen 100.- Franken zu verlangen, diese je mit je 50.- Franken den zwei Stricher zu geben und dem Fahrer Geleitschutz bis auf die Strasse zu gewähren. Denn noch andere Stricher waren über diesen Freier aufgebracht. Und die Angesammelten Schaulustigen mussten doch auch "entlohnt" werden.

Helfers-Helfer:
Einhellig bestätigt die Mannschaft die Tatsache dass in den Jahren 1990 und 1991 ein Bahnhof bekannter Alki, oft unser Maskottchen war. Dieser Schrank von einem Mann war total heruntergekommen und dem Alkohol (Rotwein) verfallen. Er "liebte uns Bewacher" aber. Seiner Meinung nach waren wir die anständigsten- Uniformierten im Bahnhof. Die "Schmier" wie er die KAPOs nannte, liebte er gar nicht. Viele Male half er unseren Bewachern beim raus-werfen von Renitenten, Alkis, Pennern oder Obdachlosen z.B. bei den Bahnhofsschliessungen, auch dann wenn es sich um seine eigenen "Kollegen" handelte. Mit seinen Oberarmen wie "Kinder-Bäuche und seiner Alk-Schnorre" war er uns vielfach eine Hilfe.

Merke, als Sicherheitsbeamter...
Weisswein Trinker sind Aggressiv unberechenbar. Rotwein Trinker sind Redselig und Pragmatisch. Bier Trinker sind laut und Aufgebracht. Schnaps Trinker sind erst halbtot zu "bewegen"... L-)
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#19

Beitrag von ZH-thai-fun »

(18) Der bewegte HB-Zürich um 1990: Episoden und Rapporte...

Mit Gottes Hilfe.
Ein Lehrer aus Deutschland konnte monatelang unerkannt im Bahnhof alle Werbe-Plakate mit Gottes-Sprüchen überschreiben. Durch aufmerksames beobachten eines unseren Bewachers gelang es den Mann der Polizei zur Ermittlung zu übergeben. Als er fragte, wie haben sie mich gefunden, sagte ich, mit Gottes Hilfe.

Die Namen der Huren:
"Piss-Schlampe" nannten unsere Bewacher eine zirka 45jährige heruntergekommene Prostituierte weil diese jahrelang einfach irgendwo im Bahnhof ihr "Geschäfte" verrichtete. Ihre Manie war es unseren Bewachern dauernd das Angebot zu machen, "komm Schätzchen ich gebe dir zwei Franken, wenn du mich mal so richtig machst". ...

Nur ein Beispiel Bild:

Bild Klick aufs Bild

"Die Französin":
Keiner der sie nicht kannte. Sie war sehr aktiv aber nicht attraktiv. Sogar ihre Stammkunden waren uns Bewachern oft bekannt. Sie scheute kein Ort um einen Freier zu befriedigen. Zwei Bewacher holten sie einmal mitten in der Nacht aus einer Lokomotive in der Haupt-Halle, in der sie gerade 3 Männer irgendwie bearbeitete.

Rotkäppchen:
Sie wird vor allem einem unserer jüngeren Bewacher lange in Erinnerung bleiben. Er wurde von ihr in seiner Anfangszeit nach dem Feierabend abgeschleppt. Am nächsten Tag während den Apollo-Rundgängen prahlt er bei seinen Kollegen mit einer neuen Freundin. Plötzlich sagt er zu seinem Kollegen, "schau mal wie ich Glück habe, dort kommt gerade meine neue Freundin, ich glaube sie sucht mich schon".
Es brauchte lange bis er begriff warum sein Apollo-Begleiter und später andere Kollegen nicht mehr aufhörte zu lachen und grienen.
Später lachte auch er darüber, wie er der allen bekannten aber Rassigen etwa 34jährigen Hure aufgesessen war.
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ZH-thai-fun
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(19) Der bewegte HB-Zürich um 1990: Buchauszüge des thai.fun

#20

Beitrag von ZH-thai-fun »

(19) Der bewegte HB-Zürich um 1990: Episoden und Rapporte...

Die Überdosis:
Vom Platzspitz her sehe ich einen ca. 19jährigen jungen mit Büroanzug und Krawatte wankend auf mich zukommen. Unbewusst behalte ich den Jungen im Auge und denke, der hat wohl seinen ersten Rausch im leben oder ist Krank. Ich gehe ca. 20meter hinter ihm her und musste feststellen dass er immer schlechter ging. Auf der anderen Seite des Bahnhofes bei den Rolltreppen zum alten Shop-Ville sackt er völlig zusammen. Etwa 30minuten später, nachdem Sanitäter die wiederbeleben-versuche abbrachen, sagte einer von diesen zu mir: "Überdosis oder schlechtes Coki", er ist bereits tot".

Der Bettler:
Obwohl das betteln im Bahnhof verboten war gab es unter anderem einen Bettler der einfach nicht zum Verschwinden gebracht werden konnte. Über Monate musste er täglich mehrere Male des Bahnhofes verwiesen werden. Schlimm aber war wie er Passanten und auch uns Bewacher anging. Nicht selten trat er Leuten in den Hintern wenn sie ihm nichts geben wollten.

Eines Abends als ich ihn wieder einmal beim betteln erwischte und ihn ausweisen wollte, warf er mit einem in seiner Reichweite stehenden Fahrrad nach mir. Dieses traf mich an der Schulter und polterte dann eine Treppe hinunter. Zum Glück hielten sich kaum mehr Passanten in der nähe auf. Nun, da mir bekannt war dass er schon einen Kollegen in den Arm gebissen hatte, war mein Mass für diesen Typ am überlaufen. Obwohl mir bewusst war gesetzwidrig zu handeln, zog ich den Typ in eine Ecke und schlug ihm in meiner Wut mehrere male die flache Hand ins Gesicht. Ich drohte ihm ihn zu erschiessen falls ich ihn erneut im Bahnhof sehen würde und eine Waffe auf mir trüge. Und siehe da, der Bettler, Sohn eines Kripobeamten von einer Aussengemeinde Zürichs, wurde nie mehr im Bahnhof gesehen.

Verdeckte Ermittler:
Auf der Provisorischen-Zollbrücke hatten 2 uniformierte Polizisten die grösste Mühe zwei Typen festzunehmen. Plötzlich kamen noch zwei weitere, unserer Meinung nach Passanten, auf die Gruppe zu. Wir zwei Bewacher dachten uns die wollen diesen zwei festzunehmenden-Typen helfen. Wir sahen wie einer davon eine Waffe unter dem Veston trug. Der grössere von uns beiden Bewachern schnappte sich den Waffenträger von hinten und nahm ihn in den Schwitzkasten.

Erst jetzt ruft uns ein Uniformierter Polizist zu, "halt stopp, das sind zwei von der STAPO (Stadtpolizei) in Zivil die uns helfen wollen"!

Der Menschenhaufen:
Ich war allein mit meinem Schäferhund um ca. 22uhr in der Halle Sihlquai. Plötzlich sehe ich 2 Typen durch die Passage auf mich zu rennen. Verfolgt wurden diese von zwei mir bekannten zivil-Polizisten. Ohne zu überlegen stellte ich mich dem ersten flüchtenden in den Weg und dem zweiten konnte ich auf einer der 5 Stufen zur Halle das Bein stellen. In der folge kam es zum Sturz. Wobei die beiden Typen auf mich zu liegen kamen und obendrauf dann noch mein Schäfer-Hund. Wie es Pech noch wollte, flogen die zwei Polizisten in ihrem Spurt noch obendrauf.

Nachdem die Verfolgten in Handschellen gelegt waren, stellten wir erstaunt zu unserem Glück fest, dass niemand vom Hund gebissen worden war. Vermutlich erschrak dieser mehr als wir.
Nur wer Negatives wahr'nimmt, kann auch Positive genießen.
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