Dies höre ich nun echt zum erstem Mal... viel habe ich über Generalabonnemente, Streckenabos etc. gehört und gelesen, aber dass dabei das Ziel sein soll mehr zu konsumieren damit es günstiger wird, hörte ich echt noch nie. Gratulation ThediThedi hat geschrieben:Wie ist es aber eigentlich mit den Abos für den ÖV in der Schweiz? Da werden auch jene Verbilligungen angeboten, mit dem Ziel: fahrt mehr, konsumiert mehr. Je mehr Du konsumierst, desto billiger wird es
Mit Verlaub, ich glaube Du bist einfach zu weit entfernt von Städten in der Schweiz und ihren Agglomerationen. Die Strassen hier, in Köniz, in Worblaufen, in Zollikofen, Wabern etc.... die sind mit Pendler- und Berufsverkehr oft völlig zu. Es braucht nur noch ein kleiner Unfall auf der A1 nebenan und die Situation endet in ellenlangen Staus. Der ÖV hat natürlich auch umwelttechnisch positive Gründe, aber in der Schweiz geht es seit einiger Zeit einfach drum: bring die Leute im Berufsverkehr so gut es geht auf den ÖV.Thedi hat geschrieben:In der Schweiz herrscht die Überzeugung: ÖV gut. Grün, Öko. Hat dasselbe Image wie Bio oder Vegi. Je mehr davon desto besser.
Seit rund 18 Jahren gehe ich zu Fuss zur Arbeit. Wir haben als unsere Firma im Jahr 2005 umgezogen ist, sogar den Wohnort gewechselt damit dies immer noch möglich ist. Zwangshafte Mobilität ist mir unbekannt... ich habe auch seit 2001 kein eigenes Auto mehr. Und so wie ich es tue, tun es viele hier in der Stadt oder der Agglomeration. Andere Lebensformen? Ja, die sind inzwischen allgegenwärtig. Die Welt verändert sich und heute arbeitet jemand als Spezialist in Bern, morgen in Zürich und übermorgen in Lausanne. Heute wird es erwartet dass man flexibel bleibt, die guten alten Zeiten sind vorbei. Und ich sehe dies nicht schlecht, im Gegenteil. Ich denke dies hält primär auch ältere Menschen im Arbeitsleben aktiv. Die Jungen sind es eh. Und um auch auf dem Arbeitsmarkt aktiv bleiben zu können, ist ein guter ÖV sehr wichtig. Als Pensionierte wie @Thedi und @Michaleo es sind, ist es verständlich dass man sich in alten Zeiten suhlt und dies gut findet. Aber diese sind definitiv vorbei. Ich habe sie in dem Ausmass nie kennengelernt, deshalb vermisse ich sie auch nicht. Und erachte es auch nicht als fehlende Lebensqualität... als ich früher beruflich regelmässig Meetings in Zürich und Genf hatte, schätzte ich es sehr, dass ich während der Fahrt im Zug arbeiten konnte... auf dem Hinweg. Auf dem Rückweg war dann meist ein gemütlicher Apero im Speisewagen angesagt. Was ich auch als Lebensqualität empfand.Thedi hat geschrieben:Könnte man sich Alternativen zur heutigen zwangshaften Mobilität vorstellen? Andere Lebensformen, ohne Verlust der Lebensqualität, sondern vielmehr mit Gewinn. Beispiel: mein Vater lebte in Meilen am Zürichsee. Er ging Zeit seines Lebens zu Fuss zur Arbeit und hatte seinen Freundeskreis auch in dieser Reichweite. Er brauchte nicht mal ein Halbtaxabo.
Dein gesamtes Posting kann ich zu 100% unterschreiben!grunder9 hat geschrieben:Viele der ÖV-Angebote in der Schweiz wurden gemacht um....
Meine Frau und ich haben zusammen über CHF 100'000 pro Jahr an Einkommen. Wir können zusammen CHF 1'400 vom Einkommen abziehen. Und auch nur weil wir "Fahrrad" als Grund angeben und nicht "Fussgänger". Was denkst Du, wieviel wird von diesem Abzug subventioniert? Respektive wie viel Geld von unseren Steuern geht davon als Subvention in den ÖV?Thedi hat geschrieben:Kosten für den Arbeitsweg können auf der Steuererklärung vom Einkommen abgezogen werden - werden also subventioniert.
Für die Agglomeration Bern stimmt dies absolut nich! Umweltprobleme wegen dem Libero-Tarifverbund sind mir nie zu Ohren gekommen. Und stattdessen gibt es genau um die Stadt Bern herum immer wie mehr Arbeitsplätze, was dazu führt dass es lebendiger wird und zu mehr Steuereinnahmen in Gemeinden kommt. Ich finde dies perfekt. Und es ist ja auch eine Strategie dass man z.B. den Individualverkehr von auswärtigen Arbeitnehmern aus der Stadt nehmen kann und dafür sorgt, dass er bereits in Vorortsgemeinden gestoppt wird.Thedi hat geschrieben:Abos verbilligen die Kosten von Pendlern. das führt nebst Umwelt-Problemen auch zur oft beklagten Zersiedelung.
Ich bin erstaunt darüber, dass gerade Du nun solche Vergleiche bringst. Bisher hatte ich Dich als jemand in Erinnerung, der immer sehr darauf bedacht war zu betonen, dass es in Thailand eben anders ist als in der Schweiz...Thedi hat geschrieben:Homeoffice ist in Bangkok schon lange etabliert.
Eine win-win Situation, die hier schon lange vor Corona angelaufen ist.
Homeoffice heisst hier Akkord. Keinen Grundlohn, sondern nur erledigte Aufträge werden bezahlt. Damit würde man in der Schweiz wohl Gewerkschaften auf die Palme bringen.
Genau. Wie ich geschrieben habe betrifft dies nicht nur die Stadt Bern, sondern auch die Agglomeration. Es kommt nicht von nichts, dass es inzwischen durchaus ernste Absichten gibt, den Grossraum Bern mit seinen Vororten fusionieren zu wollen.Michaleo hat geschrieben:Doch doch, es gibt auch gemischte Zonen. Natürlich nicht in den Villenviertel, doch bei uns zB. in der Stadt Bern ist im Erdgeschoss und im 1. Stock Gewerbe möglich, hingegen in den oberen Stöcken nur wohnen.
Ihr seid ein riesiger Konzern, deshalb ist es sicher etwas anders als bei uns mit rund 90 Mitarbeitenden am Standort. Der fehlende persönliche Kontakt ist ein sehr grosser Nachteil... nach nun bald 5 Monaten in diesem Zustand gibt es bei uns viele Mitarbeitende, welche sich nun ausserhalb der Arbeitszeit zu kleinen - coronaformen - Apéros treffen. Unsere Stärke war und ist immer dass wir als ein geeintes Team auftreten. Wenn jeder für sich zuhause hockt geht dies immer wie mehr verloren. Das Team wird zu Einzelkämpfern, dies sich immer wie mehr einfach mit anderen austauschen und arrangieren. Aber gerade die Streitgespräche, welche meiner Meinung nach sehr wichtig sind, fallen fast alle weg. Ueber Skype oder Zoom macht man dies nicht. Und die Kollegen fehlen einem, weil man eben halt zu vielen mehr als nur eine beruflich-kameradschaftliche Beziehung hat. Die Gespräche hören ja nicht einfach auf, wenn mal Arbeitsschluss ist. Dann wird man auch privat, man tauscht sich aus... mit dem Homeoffice geht eine ganz enge Art der Beziehung untereinander verloren und man entfernt sich schleichend voneinander und wird anonymer.nonthaburi hat geschrieben:Seit Mitte März arbeite ich fast nur im Homeoffice.
Das einzig negative ist der fehlende persönliche Kontakt zu den Arbeitskollegen
Aber für mich der ganz grosse Nachteil vom Homeoffice sind die längeren Entscheidungswege. Ich bin es mir gewohnt, dass wenn etwas zu besprechen ist man sich kurz erhebt, ein paar Meter weitergeht und sich mit den Kollegen bespricht. Da dauert es manchmal keine 2 Minuten bis zur Findung einer Entscheidung. Von zuhause aus... Horror. Dauert ewig und ist völlig unproduktiv. Ist natürlich immer abhängig von der Art des Jobs, dies ist mir klar.
Kurzum: der ÖV in der Schweiz und seine Möglichkeiten der günstigen Benützung, ist für mich kein Auslaufmodell sondern ein Vorbild wie es genau eben so sein sollte.
Gruss Tom