Was frustriert Dich?

[thedi]

Wenn ich aus 10’000 km Entfernung die westliche Welt beobachte, fallen mir vor allem Radikalisierungen auf. In Politik, Religion/Weltanschauung, Wirtschaft, Kultur, Sport, Ernährungsfragen und anderem mehr.

Das Problem - die Radikalisierung - halte ich für potentiell gefährlich. Mich fasziniert das und ich suche nach Erklärungen. In letzter Zeit habe ich ein paar Bücher dazu gelesen. Jeder Author sieht andere Ursachen, aber ein gewisser gemeinsamer Nenner scheint mir erkennbar: Frust, Unzufriedenheit mitten im Wohlstand.

Mich interessiert was Euch am meisten frustriert. Wo drückt Dich der Schuh?

Es geht also um subjektive Wahrnehmung. Nicht darum ob einer der obigen Punkte objektiv richtig oder falsch ist, sondern ob Du Dich durch einen der obigen Punkte in Deinem Leben von Deinem Glück abgehalten fühlst.

Man kann höchstens 5 Punkte wählen - muss also Prioritäten setzen und bei weniger stark frustrierendem ein Auge zudrücken.


Mit freundliche Grüssen

Thedi

[Michaleo]

Sollte man sich wohl auf das Land beschränken, wo man lebt resp. woher man kommt, und nicht die ganze Welt einbeziehen, also auch Polen, Ungarn, die USA und Brasilien, oder Thedi?

[thedi]

Sollte man sich wohl auf das Land beschränken?

Je nach dem was Dich frustriert. Wenn Dich Ereignisse in Brasilien emotional belasten, dann gehören die natürlich dazu, andernfalls nicht. Schlussendlich muss wohl jeder Prioritäten setzen. Keiner der Punkte wird ein "Juhui, Bravo" auslösen. Man muss die für Dich fünf schlimmsten Auswählen. Und ob die durch Ereignisse in Tahiti oder Bern ausgelöst werden ist egal halt individuell verschieden.

Mich persönlich interessiert vorwiegend meine Umgebung. Andere schauen gern über den Tellerrand hinaus und dritte interessieren sich nicht für das was in ihrem Teller ist, nur für das was ausserhalb ist. Ist alles OK.

Es geht um Deine subjektive Wahrnehmung. Das was Dich nervt.


Mit freundlichen Grüssen

Thedi

[Michaleo]

Je nach dem was Dich frustriert.
Das was Dich nervt.

Danke für die Ergänzung, Thedi.
Ich kann nicht abstimmen, da es keine Möglichkeit gibt, zu schreiben: "Ich bin nicht frustriert oder genervt".

Obwohl ich ein politisch interessierter Mensch bin und die Geschehnisse in Belarus, in Hong Kong oder die Abholzung im Amazonas, um nur einige zu nennen, mit grosser Besorgnis zur Kenntnis nehme, frustriert mich das nicht. Ich bin traurig, dass ich meine thailändische Tochter nicht in die Arme nehmen kann, aber auch das frustriert mich nicht.

[Will]

Bei so einem schönen Thema zuckt es auch mich in den Fingern, meine Irritationen kurz zu benennen.

„Wir sind die letzte Generation, die den Klimakollaps noch verhindern kann aber wir haben keinen Bock, es zu tun“.

Diese persönliche Erschlaffung vor den Forderungen der drohenden Klimakatastrophe, dieses „Kopf in den Sand stecken“ erzeugt ein schlechtes Gewissen samt Aberwillen gegen mich und meine Generation.

Was haben wir mit den Freiheiten der 68er gemacht ? Nur genossen und nicht die Gefahren der schleichenden digitalen Machtorganisation erkannt. Der Zusammenhalt und das Kittgefühl in der Gesellschaft sind verdampft, aus dem in einer Gruppe eingebetteten Gruppenmenschen ist ein anonymer Massenmensch geworden, zappelnd aufgeregt und bodenlos verängstigt, der verzweifelt seinen Daseinsgrund sucht und doch meist herumgeschubst wird in den Auslaufgehegen des digitalen Zoos.

Massengefühle werden als auf-putschende Unterhaltungspolitik erzeugt und unablässig am Prodeln gehalten : diese massiven Gefühlsströme werden uns selbst im Schlaf aufgedrängt. Das in sich ruhende und gefestigte Ich schmilzt wie Gletschereis in der erzeugten Hitze digitalmedialer Diktatur. Ja, wir sind angekommen in der digitalen Diktatur.

Während ich gestern abend grübelte, wie ich ein Loi Kratong-Schiffchen bauen könnte, hat Niwgoy einen grossen Boskopp-Apfel entzweigeschnitten, einen Kranz von grossen Kirschorbeeblättern drauf gesteckt, dazu zwei drei Blumen aus dem Garten und eine Rechaudkerze — und das Ganze ist tatsächlich auf den Vierwaldstättersee hinaus geschwommen. Das Ganze noch garniert mit einem Halloweenhexenhut, nur wir drei allein auf weiter Flur.

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[tom]

Ich habe bei der Abstimmung nicht mitgemacht, weil ich hier die aus 10'000 km Entfernung gemachten Beobachtungen nicht teile. Es hätte auch nichts zum auswählen was mich ansprechen würde. Auch sehe ich keine wirkliche Radikalisierung bei uns. Klar, wenn Klimaschützer verbotenerweise demonstrieren, wenn Coronaleugner wider den staatlichen Anweisungen auf die Strasse gehen... dann könnte man es so sehen. Ich hingegen finde dass genau dies zu unserer Demokratie gehört.

Frustriert fühle ich mich trotz allem was gerade los ist auch nicht. Im Gegenteil, eher wieder kämpferischer als vor ein paar Jahren.

Gruss Tom

[Adi]

Was frustriert Dich?

Eine kurze Frage, die aber nicht unterschätzt werden darf was die Frage bedeutet und wie diese Frage ohne weiteren Kontext beantwortet werden kann...

Also ich habe keine Option in der Umfrage gefunden die für mich persönlich passt. Aber das erste was mir durch den Kopf gegangen ist, zu dieser Frage ist, am meisten bin ich darüber frustriert, dass es so viele frustrierte Dauernörgler gibt....

Bin ich persönlich frustriert? Dies würde ich mit Nein beantworten. Gibt es Themen die mich nerven würde ich im Gegensatz mit ja beantworten, da gäbe es ein paar...

Frustration fängt für mich meistens bei sich selber an und ist in meinen Augen eher der Ausdruck, dass man Ausreden sucht um bei einer eigenen inneren Unzufriedenheit nicht bei sich selber suchen zu müssen.


Wenn man mich fragen würde was mich persönlich im Moment am meisten nervt, kommen mir spontan gerade zwei Themen in den Sinn:
a.) Die egoistische Einstellung von machen, das immer ich, ich, ich.... Was teilweise auch mit einem Jammern auf hohem Niveau zusammenhängt.
b.) Selbstüberschätzung und Unehrlichkeit. In meinem berufsalltag setze ich mich täglich mit sehr komplexen Themen auseinander. Daraus kommt die tägliche Erfahrung, je mehr man sich mit Thematiken auseinandersetzt, je mehr Wissen und Fakten man kennt, desto mehr versteht man ie wenig man weiss. Also das Bewusstsein der eigenen Grenzen kennen und dazu zu stehen. Ich persönlich sehe es als grosse persönliche Stärke dazu zu stehen was man nicht kann und was man nicht weiss und dies bei seinem normalen Alltag zu berücksichtigen. Was mich dagegen nervt sind Personen die mit Halbwissen so tun wie sie die Weisheit mit Löffeln gegessen haben und daher auch nicht empfänglich sind um den eigenen Horizont zu erweitern.

[tom]

In meinem berufsalltag setze ich mich täglich mit sehr komplexen Themen auseinander. Daraus kommt die tägliche Erfahrung, je mehr man sich mit Thematiken auseinandersetzt, je mehr Wissen und Fakten man kennt, desto mehr versteht man ie wenig man weiss.

Aber ist dies nicht bei allen Menschen so, Adi? Jeder von uns hat gewisse (auch berufliche) Fähigkeiten sich angeeignet, in denen er wesentlich mehr weiss als es andere tun. Dies sehen wir hier im Forum ja auch bei Diskussionen immer wieder und dies ist auch Sinn und Zweck eines Forums, in welchem man sich austauschen will. Wenn nun Menschen etwas schreiben, was vielleicht auf Halbwissen basiert, dann sollte man sich nicht darüber nerven.

Was ich vorher noch vergessen habe zu erwähnen: Vielleicht sehe ich die von @thedi festgestellte Radikalisierung bei uns nicht in so einem Ausmass, weil ich Radikalisierung teilweise auch als positiv erachte. Eine radikale Infragestellung von herrschenden Zuständen kann durchaus positiv werden, wenn z.B. Punkte wie Gleichstellung der Geschlechter, verschiedenen Lebensweisen, ein Arbeitsrecht für alle, Zugang zum Gesundheitswesen für alle usw. aus Gründen radikaler Forderungen eingeführt wurden und später als normal betrachtet werden.

Gruss Tom

[ZH-thai-fun]

Sollte man sich wohl auf das Land beschränken, ...

Ist das in der heutigen www Welt noch möglich?

Bei mir gibt es nur 2Möglichkeiten.
1. Ich Stimme bei allen Fragen mit einem Häcken ab, denn die Menschen auf der Welt bekriegten sich schon immer. (Hab ich aber nur beim Zunehmenden Rechtsextremismus gemacht) Ob nun ein Krieg mit "Andern" über der Grenze oder Krieg mit "Andern" innerhalb der Grenzen. Es war schon immer das verteidigen von eigenen Werten. Dazu erfand man aller Arten von Macht Instrumenten: Waffen, Religionen, Grenzen oder von Stärkeren erfundene Macht-Befugnisse usw. Je nach gewachsener Kultur oder Gesellschaft entstehen die Guten oder Bösen Menschen.

2. Oder ich (bleib) zieh mich in mein in 75Jahren nun erworbenes Häuschen zurück und öffne je nach Laune die Windows nach innen oder aussen! . Da lässt sich nun bis zum natürlichen Tot wunderbar leben.

Oder, eigentlich ist der ganze Thread müssig, resp. Ventil der, ich sag mal Schwächeren!?

[Adi]

Wenn nun Menschen etwas schreiben, was vielleicht auf Halbwissen basiert, dann sollte man sich nicht darüber nerven.

Vielleicht habe ich mich etwas unklar ausgedrückt. Nerven tut es mich erst, wenn solche Menschen anfangen irgend etwas aus der Luft gegriffenes zu behaupten und so tun wie sie Experten wären... Und dann nicht bereit sind auf Fakten einzugehen... Das führt dann jeweils zu einer Lernresisdenz...