Wirtschaftliche Auswirkungen des Ukraine-Konfliktes für DACH

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Bruninho
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Wirtschaftliche Auswirkungen des Ukraine-Konfliktes für DACH

#1

Beitrag von Bruninho »

Schweiz:

Es droht der Totalverlust:
AHV-Fonds und Pensionskassen müssen ihre russischen Anlagen wohl abschreiben


Grosse institutionelle Anleger aus der Schweiz haben Millionenbeträge in Russland investiert. Nun können und dürfen sie nicht mehr damit handeln und müssen sich auf einen Totalverlust einstellen.

In Prozenten ist es nie viel, was die Schweizer Vorsorgeeinrichtungen in russische Anlagen investiert haben – in absoluten Beträgen kommen dann doch zwei- bis dreistellige Millionenbeträge zusammen. Verkaufen lassen sich die Papiere derzeit nicht mehr. «Es gibt keinen Handel mehr», sagt Patrick Uelfeti, stellvertretender Leiter Asset Management bei der Pensionskasse des Bundes Publica, mit über 100'000 Versicherten eine der grössten Vorsorgeeinrichtungen des Landes. Der Publica wie auch anderen institutionellen Anleger bleibt kurzfristig nur eines übrig: Die Anlagen behalten – und mittelfristig verkaufen, wenn die Liquidität im Markt wieder ausreichend vorhanden ist.

Verkaufen ist nicht nur nicht mehr möglich, es ist sogar verboten: «Russland verbietet westlichen Unternehmen vorübergehend den Ausstieg aus russischen Investitionen», hat der russische Premierminister am Dienstag Mikhail Mishustin festgehalten. Und ein solches Verbot trifft auch die Vorsorgeeinrichtungen.

Die schwierige Situation könnte noch länger dauern, Anlageprofis rechnen mit Verweis auf die Krisen in Latein- und Südamerika gar mit Jahren. Bis dahin müssen die Papiere abgeschrieben werden – womöglich auf null. Der Verlust sei «sehr gering», sagt Manuel Leuthold, Präsident des AHV-Fonds. Es bestünde «kein Grund zur Sorge». Konkrete Zahlen hingegen kann Compenswiss, die Gesellschaft, welche die Ausgleichsfonds für die AHV, IV und EO bewirtschaftet, nicht liefern.

170 Millionen Franken stehen auf dem Spiel
Bei der Publica hingegen würde sich der Totalverlust auf 170 Millionen Franken summieren, auch wenn sie weniger als 0,5 Prozent ihres Vermögens in russische Anlagen investiert hat. Uelfeti bestätigt damit entsprechende Angaben des Wirtschaftsportals «Tippinpoint». Ein Drittel der russischen Anlagen hält Publica in Aktien, zwei Drittel in Anleihen, wobei das Gros auf Staatsanleihen entfällt und ein kleiner Teil auf Anleihen von staatlichen Unternehmen.

Etwas weniger, aber noch immer stark betroffen ist die BVK, die mit über 130'000 Versicherten die grösste Pensionskasse der Schweiz. Per Ende Februar hat sie gemäss Angaben ihres Chefs Thomas Schönbächler 0,21 Prozent ihres Vermögens in russische Anlagen investiert. Das entspricht etwa 87 Millionen Franken. «Die sich in der Ukraine abspielende menschliche Tragödie beschäftigt uns», sagt er. Die BVK werde nun prüfen, ob börsenkotierte Unternehmen, in welche die Kasse investiert sei, an dieser Verletzung internationaler Normen beteiligt seien und entsprechende Massnahmen ergreifen.

Bei der Pensionskasse der Stadt Zürich betragen die Investitionen in russische Anlagen per 25. Februar 50 Millionen Franken, wie Jürg Tobler, der Leiter Vermögensanlagen sagt. Das entspricht 0,25 Prozent des Gesamtvermögens. Die Pensionskasse musste jedoch schon Verluste einstecken: Der Wert der russischen Anlagen habe sich seit Jahresbeginn bis zum 25. Februar bereits um rund 40 Prozent reduziert. «Es ist mit weiteren Verlusten zu rechnen», sagt Tobler.

Nationalbank hat mehrere 100 Millionen
Für die Schweizerische Nationalbank (SNB) gehört die russische Währung, der Rubel, nicht zu den wichtigen Devisenanlagen. Die SNB verfügt nur über wenige russische Aktiven wie beispielsweise Anleihen. Bloss 0,05 Prozent der Devisenreserven sind betroffen, wie Insider sagen, doch in absoluten Zahlen ist das trotzdem eine hübsche Summe, konkret ein «tiefer dreistelliger Millionenbetrag», wie es heisst.

Was man mit diesen russischen Anlagen nun macht, ist noch nicht entschieden. Klar ist, dass ihr Marktwert massiv gefallen ist. Womöglich müssen diese Anlagen komplett abgeschrieben werden.

Auch Bundesbetriebe sind investiert
Russische Anlagen in ihren Beständen haben auch die Pensionskassen der Bundesbetriebe: Die Complan etwa, die Pensionskasse der Swisscom, hält unter 0,5 Prozent des gesamten Anlagevermögens von 13 Milliarden Franken in russischen Staatsanleihen, Anleihen von russischen Firmen und russischen Aktien, wie Complan-Chefin Daniela Thalmann erklärt. Das sind umgerechnet rund 65 Millionen Franken.

Bei der Pensionskasse der Post liegen die entsprechenden Werte bei rund 0,1 Prozent des Anlagevermögens oder knapp 20 Millionen Franken. Darin enthalten sind auch die Wertbereinigungen bei den Indizes, wie Adrian Klingele, Leiter Organisation und Informatik, festhält. Aktivismus kommt nicht auf. «Pensionskassen sind langfristig investiert und müssen auch in Krisenphasen Ruhe bewahren, auch in der taktischen Allokation.»

Weniger auf dem Spiel steht bei der SBB-Pensionskasse: Der Anteil russischer Aktien am Gesamtvermögen beträgt dort unter 0,05 Prozent, jener russischer Unternehmens- und Staatsanleihen unter 0,15 Prozent. «Die Titel haben in der letzten Woche stark an Wert verloren», sagt Patrick Zuber, Leiter Operations. «Die langfristigen Auswirkungen der aktuellen Geschehnisse sind derzeit nicht absehbar.»

Coop, UBS und Nestlé schweigen sich aus
Weniger exponiert in Russland ist die Pensionskasse der Migros, also die Vorsorgeeinrichtung des grössten privaten Arbeitgebers der Schweiz. Ihre Investitionen dort machen laut Geschäftsleiter Christoph Ryter weniger als 0,1 Prozent des Gesamtportfolios aus. «Kurzfristig ist kein Verkauf von Wertschriften geplant, die schon deutlich korrigiert haben», sagt Ryter. «Es sind aber auch keine Neuinvestitionen in Russland vorgesehen.»

Empfindlicher reagiert hingegen die Coop-Pensionskasse: Sie will Fragen zu allfälligen Investitionen in Russland nicht beantworten – genauso wie die Pensionskassen der UBS und von Nestlé.

Der Handel ist fast unmöglich
Investoren aus der Schweiz stehen mit ihren Problemen nicht alleine da. Wie die «Financial Times» berichtet, haben ausländische Investoren in Russland rund 150 Milliarden ausstehen an Wertpapieren. Etwa 40 Milliarden sind Schuldpapiere des russischen Staates, 86 Milliarden sind Aktien. Aktuell will schlicht niemand die Papiere kaufen, auch nicht zu hohen Abschlägen.

Selbst wenn sich Käufer finden würden, machen die Sanktionen eine Umsetzung schwierig oder gar unmöglich. Der Handel wurde weitgehend eingestellt. Die Russische Zentralbank verbot Ausländern den Verkauf von russischen Wertpapieren. An der Deutschen Börse war der Handel mit Aktien von 16 russischen Unternehmen ebenfalls ausgesetzt.

Florence Vuichard, Stefan Ehrbar, Niklaus Vontobel, Patrik Müller

:wai:

otti ch
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Registriert: Mo 29. Nov 2021, 12:25

Re: Wirtschaftliche Auswirkungen des Ukraine-Konfliktes für DACH

#2

Beitrag von otti ch »

Bruninho hat geschrieben:
Mi 2. Mär 2022, 08:49
Schweiz:

«Russland verbietet westlichen Unternehmen vorübergehend den Ausstieg aus russischen Investitionen», hat der russische Premierminister am Dienstag Mikhail Mishustin festgehalten.

:wai:
Eben Globalisierung. Gewinnoptimieren. Ja, aber wo? Mit wem?

China und Russland wurden Früher als "gelbe Gefahr" und "rote Gefahr" bezeichnet.

Wie kommt/kam man dazu dass das nicht mehr zutrifft?!

Es sind ja nicht die Länder, die Nationen, die Menschen, die "schlecht" sind. EINER der spinnt und ein falsches Spiel spielt, der am "Hebel der Macht" ist, gar am "Atomknopf", EINER genügt.
Ich schreibe nur für @Member die mich lesen wollen! Keiner muss das tun, habe damit kein Problem ;-)
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