Bamboo-Bambus: Will er noch ?

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Will
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Bamboo-Bambus: Will er noch ?

#1

Beitrag von Will »

Will ich noch ?

Ja, ich will Euch noch etwas erzählen, davon, vom Zählen des Zahlens — was ich bezahle, nun — ich bezahle recht viel .....

Ich bezahle die Irrungen und Wirrungen des Aufbruchs aus dem genormten Schweizer Ableben in die pubertäre Schlaufe und das Ausleben nach Thailand.

Ich habe 3 Wochen gebraucht, um mich in der CH wieder zu finden.


Das Tropenklima hat mich nach zwei arbeitsintensiven Winterhalbjahren gebodigt. Habt Ihr gewusst, dass mit 70 gerade mal noch ca. 20 % der Venenklappen in den Unterschenkeln gesund sind. Ich habe mir im Nordwesten Thailands ein hübsches, grosses Grab geschaufelt. Weit mehr als ein bescheidener Mensch. Das erinnert mich an die Schulpflichtlektüre „wieviel Erde braucht der Mensch“.

Ich habe auch nicht bedacht, dass der zunehmende Feuersmog und die Motorenbrände Werte erreichen, wo die Gasmaske nötig wird. Letzte Woche meldete Chiang Mai über 500 US AQI !
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Ich bin nun seit 3 Wochen in der CH und letzter Räusperhusten beendet die Reinigung von Lunge und Nasenhöhlen. Ich kann wieder tief durchatmen, ich bin in die Bündner Berge geflohen vor dem Ausgangsverbot für über-65-jährige.
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Die Skipisten sind verwaist ; wenige Wanderer tragen ihre Abfahrtsgeräte zu Fuss in die Höhe. Der Winterzirkus wurde abrupt abgebrochen. Einige wenige junge Schneemotorradmänner tollen mit ihren Bräuten lärmend die Pisten hoch und runter. Die Pistenkatzen bringen Unmengen ausgetrunkene, leere Flaschengebinde, Harasse von den zwangsgeschlossenen Bergrestaurants herunter.

Die Temperaturen im Tiefland erreichen 20 Grad, hier in den Bergen gleisst die Sonne und zu Sulz kristallisiert der Schnee.

Atmen, tief durchatmen, das zieht das versackte, gestaute Blut aus den schweren, dicken Beinen zum Herzen empor. Wenn ich nachts aufwache, weil die Unterschenkel fast platzen, gehe ich im Liegen, das heisst, spanne die Muskeln an, strecke die Füsse vor und zurück. Die Muskelpumpe muss mithelfen; hilft das zu wenig, ziehe ich die Kompressionswadenringlinge an und wandere durch die Wohnung. Oder ich strecke die Beine im Bett zur Decke empor — das Blut muss vorwärts — irgendwie !

Inzwischen weiss ich einiges über die Venenleiden und ja — man leidet ! Und man kommt vom Bäume ausreissen schnell tief herunter und schwindet zu einem Häufchen Elend.

Die einen greifen zum Alkohol, die anderen zur Depression. Ich bin ausgeraucht, ausgetrunken, bei mir heisst es atmen, atmen und Kneipp. Soweit ist es mit mir gekommen, Lebenslust heisst atmen, tief durchatmen und viel viel gehen, damit das Blut fliesst.

Und Niwgoy und Michelle ?
Sie irren durch halb Thailand und kämpfen damit, ihre Papiere in Ordnung zu bringen für die Zertifizierung durch das Aussenministerium. Was für ein Aufwand, weil irgend jemand auf dem Geburtsschein herumgekritzelt hat. Tagelange Irrfahrt von Amt zu Amt, von Provinz zu Provinz, schauderhaft. So ein Riesenaufwand, was für ein Staat, mit soviel Sand im Getriebe.

Ich picke mit dem Zeigefinger ins kleine phone, mühsam, später mehr.
Grüsse von Will

Fredfeuerstein
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Re: Bamboo-Bambus: Will er noch ?

#2

Beitrag von Fredfeuerstein »

Wenn es nicht so traurig wär, würde ich sagen "Weichei!"

Aber so wünsche ich Dir gute Besserung für Deine Venen, das ist so mit das Einzige, das mir keine Probleme macht. Und auf dass die Deinen bald zu Dir kommen können.
Wer weiß, vielleicht kommt es so, dass die Papiere in Ordnung sind, aber sie nicht die Schweiz rein dürfen, wegen Covid und so ...
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Michaleo
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Re: Bamboo-Bambus: Will er noch ?

#3

Beitrag von Michaleo »

Will, eine thailändische Bekannte von mir hat Lungenprobleme und ist deswegen nach Nong Khai gezügelt. Dort sei die Luft rein, wegen dem Mekong, sagt sie. Und das Gebiet ist auch sehr ländlich und gemütlich.
Freundliche Grüsse L-)
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thedi
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Re: Bamboo-Bambus: Will er noch ?

#4

Beitrag von thedi »

Will hat geschrieben:
Fr 20. Mär 2020, 05:02
Will ich noch ?
...Und Niwgoy und Michelle ?
Sie irren durch halb Thailand und kämpfen damit, ihre Papiere in Ordnung zu bringen für die Zertifizierung durch das Aussenministerium...
Als Ihr am 17. Jan. Besuchervisa für Niwgoy und Michelle bekommen habt, dachte ich, dass nun alles im Butter ist. Wo klemmt es denn nun noch?

Mit freundlichen Grüssen

Thedi
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Will
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Re: Bamboo-Bambus: Teil 4 — Will er noch ?

#5

Beitrag von Will »

Als es anfangs März in China wütete und die Lage mit dem CoVi19 bedrohlich war, als es schien, das Virus würde schnell auf Thailand übergreifen, beschlossen Niwgoy und ich, dass sie bis zur Abreise in die CH einen Monat später alle nötigen Papiere für eine eventuelle schnelle Heirat zusammen bringen sollte. Zusätzlich zu den Dokumenten selbst (Geburtsschein im Original, Hausbuch, Zivilstandsbescheinigung, also Ehefähigkeitszeugnis) muss auch eine Beglaubigung dieser Dokumente durch das Aussenministerium her.

Und da klemmte der Geburtsschein. Niemand hatte je so einen Geburtsschein gesehen ! Niwgoy musste mit den Eltern, dem Dorfvorsteher und mit 5 betagten Dorfbewohnern auf die Amphore, um die Richtigkeit ihrer Existenz zu bezeugen. Uff — es gelang !

Da die Beglaubigung der Papiere für die CH nur 6 Monate Gültigkeit hat, muss ich nun wiederum abklären, was dies für den Modus der Eheanbahnung zu bedeuten hat. Grundsätzlich bin ich aber zufrieden, denn es scheint, dass nun die Papiere für eine Heirat zusammen sind.

Gestern hat die CH-Botschaft ein email an Niwgoy geschickt, dass sie nicht mehr einreisen könnte ! Das fand ich sehr kommunikativ und erfreulich, bravo !

Inzwischen ist etwas Erleichterung bei Niwgoy und mir eingetreten : sie hat die notwendigen Papiere zusammen und kann sich aus dem Trubel zurückziehen ; ich bin abgeschieden zusammen mit meiner Schwester Exfrau und zugleich platonisch bester Freundin in den Bergen und kuriere auf langen Wanderungen meine verätzte Lunge aus und teste die Schwere meines Venenschadens. Gehen geht !
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Andia
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Re: Bamboo-Bambus: Will er noch ?

#6

Beitrag von Andia »

@Will, jetzt nimmst Du mir die Freude deine vorher gehenden 3 Bamboo Folgen zu lesen. Deshalb möchte ich hier auch nur ungern rein platzen.
Das es im Raum Chiang Mai so schlecht steht habe ich nicht erwartet, dachte es bezieht sich mehr auf die Stadt aber klar Wälder brennt man nicht in der Stadt ab. Ich denke aber das die Brandrodungen saisongbedingt sind.
Mit den Papieren haben hier sicher viele durch, so auch ich. So etwas macht man nur 1x im Leben.
Und wenn Du es so siehst dir ein schönes grosses Grab geschaufelt zu haben, okay warum nicht.
Als Alternative in den schweizer Bergen einsam sterben oder in einem Altenheim warten bis das Licht aus geht?
Nein Danke.
Von meinem ,,Projekt Altersvorsorge" hab ich im Forum schon geschrieben, dürfte in die gleiche Richtung gehen.
Kopf hoch, jammern hilft nicht!
Ich liebe Thailand. :-
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Will
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Re: Bamboo-Bambus: Will er noch ?

#7

Beitrag von Will »

In Europa herrscht die extreme Ausnahmesituation, eine Viruspandemiewelle schwappt durch die Länder, Gott Pan fegt durch die Luft, fegt die Strassen leer — Ausgangssperre, Hausarrest ! Die Party ist vorerst ganz zu Ende, die Arbeit fast. Die Regierungen versprechen, Volk und Wirtschaft durchzufüttern und pressen munter Geld.

Angst und Schrecken liegt auch über der Schweiz. Der Bunderat beteuert, wir hätten Verschuldungsreserve und zaubert zur allgemeinen Beruhigung 42 Milliarden aus dem Hut. Trump schmeisst 1000 davon in den Ring.

40 % der Amerikaner sei nicht in der Lage, 400 Dollar für eine Notauslage auf den Tisch zu legen — arme Führungsnation.

Ist das nun, diese Pandemie, das berühmte Fünklein für den Kollaps, den Zusammenbruch einer verrannten Kultursituation ?

Schwer zu begreifen : als Ende 14. Jh. die Pest durch Europa raste, war nachher mehr als die Hälfte der Menschen in Europa tot, ganze Landstriche fast menschenleer.

Aktuell stirbt 1 % der Infizierten in der CH, und unser System droht schon zu kollabieren — das ist schwer zu begreifen.

Der Galgenhumor beginnt zu singen :
„Du meine kleine Türfalle ! Bist Du meine Todesfalle ??

Die Umwelt birgt den Tod, krasse Bewusstseinslage. Wir drücken mit Handschuhen die Wohnungstür zu. Die wenigen Wanderer auf den verlassenen Winterspazierwegen drücken sich an den Rändern mit grösst möglichem Abstand an einander vorbei und murmeln einen Gruss.

Ausweichen, Abstandhalten als soziale Wohltat — voll krass — aber es muss wohl so sein.

Gott Pan fegt durch die Strassen und singt : „ich bin die Pandemie, ich bin Pan, der Gott des Erschreckens, und ihr seid nun meine Waisen, meine Schreckenskinder !
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Will
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Re: Bamboo-Bambus: Will er noch ?

#8

Beitrag von Will »

Bei meinem Nachbarn hat sich das Buschfeuer bis an die Nebengebäude heran gefressen. Niwgoy roch den Qualm und hat den Dorfvorsteher und seine Feuerwehrer alarmiert. Derweil sass der Professor in seinem Haus daneben und hat an einem Fachbuch über Statistik geschrieben. Dass seine Nebengebäude kurz vor dem Abbrennen waren, das hat er nicht bemerkt.
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Um unser Haus blühen jetzt in der Dürre viele Orchideen.
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alter mann
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Re: Bamboo-Bambus: Will er noch ?

#9

Beitrag von alter mann »

Will hat geschrieben:
Mo 23. Mär 2020, 04:49
………

Um unser Haus blühen jetzt in der Dürre viele Orchideen.

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Die erste Pflanze ist ein Dendrobium pulchellum, die zweite Pflanze, die mit den gelben Bluehten ist ein Dendrobium chrysotoxum.

Gruesse
alter mann
man ist so alt, wie man sich fuehlt
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Will
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Re: Bamboo-Bambus: Will er noch ?

#10

Beitrag von Will »

Wie man es dreht, wie man es wendet, das Siedeln in der Monsunregenwaldzone geht einfach nicht auf.

Während der Dürre März/April wirbeln heisse Sturmwinde die liegenden Blätter auf und verfrachten diese beachtlich weit. Die Bäche sind ausgetrocknet, das Grundwasser bei uns beginnt in 8 m Tiefe.

Die Arbeit der Dorffeuerwehr besteht darin, Feuer zu legen um das Dorf herum, auf Feldern, den Strassen entlang, die hügelaufwärts von Wald gesäumt sind, je nach Situation werden ganze bewaldete Hügelzüge wiederholt vom liegenden Laub „befreit“. Damit wurde dieses Jahr schon anfangs Februar begonnen.

Eigentlich heisst Feuerschutz in Tat und Wahrheit, früh genug und immer wieder gezielt Feuer zu legen, bis natürliche Buschfeuer nicht mehr bis zu den Dörfern durchkommen.

Bei uns sammeln Dachdecker-innen am frühen Morgen die frisch gefallenen, grossen Blätter der Waldbäume und verarbeiten sie zu Paneelen, mit denen meist Ställe und Nebengebäude gedeckt werden.
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Neu wird auch versucht, Blattteller herzustellen, was mich mit Zweifeln erfüllt. Sind die plastifiziert ? Noch mehr Plastik in der Nahrung ? Ich weiss es nicht.

Lauben tut man morgens. Dann sind die Wirbelwinde noch nicht wach. Nachmittags herrschen zu starke Winde. Am Abend, wenn die Fallwinde einschlafen, dann wird Feuer gemacht.
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Am nächsten Morgen atmet man den Smog, angereichert von einem selbst. Die Alternative ? Eine abgebrannte Liegenschaft samt Fahrhabe.

Und nun will auch Burma am Welthandel teilnehmen und legt zu in der Waldzerstörung. Und bis nach Burma ist es nur wenige Dutzend km weit.
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