Familiennachzug (Kind) und Integration

Papierkram, Visum, Gesetzte, Steuern etc.

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trimmi
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Re: Familiennachzug (Kind) und Integration

#11

Beitrag von trimmi »

Vielen Dank für eure Antworten, Meinungen und Tipps. Ich kenne ihren Sohn nun ja auch schon seit er 3 Jahre alt war und er auch mich, da wir ja regelmässig 2-3 pro Jahr in Thailand waren und mit ihm zu Hause gelebt haben und ihn auch mit auf Reisen genommen haben. Vor 1 1/2 Jahren waren auch meine Eltern mit dabei und wir sind 3 Wochen durch das Land gereist. Er sieht mich praktisch als Vater aber ist logischerweise teilweise etwas überfordert mit der Situation. Mir kommt es so vor, als würde er es nicht verstehen warum seine Mutter und ich ihn immer wieder verlassen und nicht mitnehmen. Seit er weiss, dass er zu uns kommt spricht er praktisch nur noch darüber und erzählt voller Stolz im Dorf, dass er bald zu seiner Mutter und seinem Vater in die Schweiz geht. Sogar über das Skifahren (er hat uns ein paar Mal per LINE-Videochat beim Skifahren gesehen) spricht er ;)

Es kommt wohl auch auf ihn als Menschen an ob es mit der Integration klappt sowie wie wir es anstellen. Unsere Beziehung ist stabil und ich denke wir sind auch in einem guten Alter für ein Kind. Zudem meine ich, dass unser Umfeld auch förderlich ist; wir leben in einem eher kleineren Dorf mit kleinen Klassen aber auch einigen Migranten (vor allem Portugiesen, die Kinder integrieren sich jedoch gut), die Lehrer an der Schule sind sehr offen und setzen auf integrativen Unterricht (habe heute mit einer Familie gesprochen), und wir sind vor ein paar Monaten umgezogen und hier im Quartier hat es sehr viele Kinder im Alter von 5-12 Jahren.

Die Wahrscheinlichkeit, dass wir noch weitere Kinder bekommen können ist sehr gering und deshalb wäre es in unseren Augen umso "schlimmer" wenn wir getrennt von ihm leben.

Per Zufall habe ich heute meinen ehemaligen Unterstift getroffen. Er ist mit 7 Jahren aus Serbien in die Schweiz gekommen mit seiner Schwester welche 10 war. Sie lebten mit den Grosseltern in Serbien, während ihre Eltern in der Schweiz arbeiteten. Er ist direkt in die 1. Klasse gekommen und seine Schwester hatte zuerst 5 Monate Deutsch-Intensivkurs und ist dann in die 4. Klasse gekommen. Er arbeitet jetzt in führender Position als Zugverkehrsleiter bei der SBB und seine Schwester hatte auch eine Lehre gemacht und arbeitet in einem guten Job. Er meinte es sei gar kein Problem, vor allem bis so 10, 11, 12 Jahre. Er hat noch einige Bekannte, welche in diesem Alter kamen und bei allen ist es gut herausgekommen. Jedoch vor allem bei Kindern die mit 14,15,16 gekommen sind gab es viele Probleme. Was er noch als grossen Vorteil herausgehoben hat ist, dass er zu Hause mit den Eltern immer nur Serbisch sprechen konnte und unser Sohn ja auch mit mir aufwächst und so noch schneller Deutsch lernt. Zudem würde ich ja auch das Schulsystem kennen und brauche bei Elterngesprächen keinen Dolmetscher.

Das zeigt mir, dass es klappen kann und ich bin guten Mutes. In Thailand ist er bisher sehr behütet und ich würde sagen für thailändische Verhältnisse gut erzogen aufgewachsen. Er kennt den Kindergarten und die Schule ja schon seit er 3 ist und ich denke das kommt ihm in der Schweiz dann auch zu Gute. Ist ja nicht so wie bei vielen Flüchtlingskinder die hierher kommen und noch nie eine Schule gesehen haben.

Ich halte euch auf dem Laufenden, denn es könnte ja auch ein Interessantes Thema sein...
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Bliemli
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Re: Familiennachzug (Kind) und Integration

#12

Beitrag von Bliemli »

Unser Junge ist vor vier Jahren im alter von acht in die Schweiz gekommen und wurde, dem Alter entsprechend, in die 2. Klasse eingeteilt. Mit null Deutsch musste er sich durchschlagen, das ging nur mit meiner Unterstützung vor Ort im Unterricht. Das war alles andere als ein optimaler Start, ich würde jetzt den Übersiedlungs-Termin so wählen das genügend Zeit für einen Sprachkurs vor Schulstart vorhanden ist.

Inzwischen macht er weiter Fortschritte und bringt, wenn er dann gelernt hat, gute Noten nach Hause. Er wird sicherlich seinen Weg gehen, ob hier oder in Thailand bleibt ihm überlassen.

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trimmi
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Re: Familiennachzug (Kind) und Integration

#13

Beitrag von trimmi »

Bliemli hat geschrieben:Unser Junge ist vor vier Jahren im alter von acht in die Schweiz gekommen und wurde, dem Alter entsprechend, in die 2. Klasse eingeteilt. Mit null Deutsch musste er sich durchschlagen, das ging nur mit meiner Unterstützung vor Ort im Unterricht. Das war alles andere als ein optimaler Start, ich würde jetzt den Übersiedlungs-Termin so wählen das genügend Zeit für einen Sprachkurs vor Schulstart vorhanden ist.

Inzwischen macht er weiter Fortschritte und bringt, wenn er dann gelernt hat, gute Noten nach Hause. Er wird sicherlich seinen Weg gehen, ob hier oder in Thailand bleibt ihm überlassen.
Danke für deinen Beitrag. Vom Zeitplan (Rückgängigmachung der Adoption + Familiennachzug) her wird es bei uns leider wohl ein Jahr gehen bis er kommt. Dann wäre er auch 8 Jahre alt und würde ab August 2019 in die 2. Klasse kommen. Aber wenn er im April / Mai 2019 hier wäre, könnten wir eben bis zum Schulstart Ende August genau diesen intensiven Deutschkurs machen. Ich habe mich aber auch darauf eingestellt, dass ich anfangs sehr viel Unterstützung geben muss und da ich eine eigene Firma habe kann ich mir meine Zeit selber einteilen. Ich hoffe nun, dass es so schnell wie möglich geht bis er kommt.
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doldi51
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Re: Familiennachzug (Kind) und Integration

#14

Beitrag von doldi51 »

Inwieweit ist denn Deine Frau sprachlich und sozial (Freundeskreis, Nachbarn,..) bereits integriert?
Es ist jedenfalls eine doppelte Herausforderung, wenn nicht nur das Kind sondern auch noch die Frau integriert werden muss.

Informationsaustausch mit Kindergarten/Schule/Lehrern wird zu Beginn sicher nicht nur sprachlich sondern von der Grundeinstellung zur Kompetenz von Kindergarten/Schule/Lehrer bestimmt!

In Thailand habe ich noch nicht beobachtet, das sich Eltern aktiv dafür interessieren, was in der Schule abgeht.
Gesprächsbedarf zwischen Lehrern und Eltern bzw. Eltern und Lehrern oder so etwas wie Elternsprechtage scheint es nicht zu geben.
- zugegeben: in DACH gibt es auch desinteressierte Eltern!
- Dafür bleiben thailändische Lehrer von den Diplommüttern und -vätern verschont, die den Lehrern alle Naselang auf den Senkel gehen, weil ihre lieben Kleinen doch so ungerecht beurteilt werden.

Einer Mutter im Bekanntenkreis fehlte jedes Verständnis dafür das ihre Kinder die thailändischen Sprachkenntnisse pflegen können, indem sie konsequent mit den Kindern in ihrer Muttersprache spricht. Stattdessen hat sich mit den Kindern konsequent mit ihren überschaubaren Deutschkenntnissen, verständigt.
In der Folge kann keines der Kinder sich auch nur ansatzweise mit der Restfamilie verständigen, wenn sie zu Besuch in TH sind.

In einem anderen Fall hat die Mutter ihren 10jährigen Sohn der bis dato eigentlich nur bei der Großmutter in Thailand aufgewachsen war, nach Deutschland geholt.
Da kamen dann gleich mehrer Probleme ins Haus.
Der Junge
- kannte seine Mutter eigentlich garnicht als Erziehungsberechtigte.
- kommt in eine fremde Kultur/Umgebung zu einer Frau, die zwar seine leibliche Mutter ist, die er aber bisher nie als Erziehungsberechtigte wahrgenommen hat.
- verliert an der Schwelle zur Pubertät sein soziales Umfeld
und dann ist da auch noch ein Stiefvater, den er eigentlich garnicht kennt.
Da ist dann in der Schule auch so ziemlich alles schiefgelaufen
Um das ganze zu krönen, hat er mit 16 dann auch noch ein Mädel geschwängert.

Vielleicht können die vorstehenden Beobachtungen dazu beitragen, den Blick für Gefahrenpotential zu sensibilisieren.

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trimmi
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Re: Familiennachzug (Kind) und Integration

#15

Beitrag von trimmi »

doldi51 hat geschrieben:Inwieweit ist denn Deine Frau sprachlich und sozial (Freundeskreis, Nachbarn,..) bereits integriert?
Es ist jedenfalls eine doppelte Herausforderung, wenn nicht nur das Kind sondern auch noch die Frau integriert werden muss.

Informationsaustausch mit Kindergarten/Schule/Lehrern wird zu Beginn sicher nicht nur sprachlich sondern von der Grundeinstellung zur Kompetenz von Kindergarten/Schule/Lehrer bestimmt!

In Thailand habe ich noch nicht beobachtet, das sich Eltern aktiv dafür interessieren, was in der Schule abgeht.
Gesprächsbedarf zwischen Lehrern und Eltern bzw. Eltern und Lehrern oder so etwas wie Elternsprechtage scheint es nicht zu geben.
- zugegeben: in DACH gibt es auch desinteressierte Eltern!
- Dafür bleiben thailändische Lehrer von den Diplommüttern und -vätern verschont, die den Lehrern alle Naselang auf den Senkel gehen, weil ihre lieben Kleinen doch so ungerecht beurteilt werden.

Einer Mutter im Bekanntenkreis fehlte jedes Verständnis dafür das ihre Kinder die thailändischen Sprachkenntnisse pflegen können, indem sie konsequent mit den Kindern in ihrer Muttersprache spricht. Stattdessen hat sich mit den Kindern konsequent mit ihren überschaubaren Deutschkenntnissen, verständigt.
In der Folge kann keines der Kinder sich auch nur ansatzweise mit der Restfamilie verständigen, wenn sie zu Besuch in TH sind.

In einem anderen Fall hat die Mutter ihren 10jährigen Sohn der bis dato eigentlich nur bei der Großmutter in Thailand aufgewachsen war, nach Deutschland geholt.
Da kamen dann gleich mehrer Probleme ins Haus.
Der Junge
- kannte seine Mutter eigentlich garnicht als Erziehungsberechtigte.
- kommt in eine fremde Kultur/Umgebung zu einer Frau, die zwar seine leibliche Mutter ist, die er aber bisher nie als Erziehungsberechtigte wahrgenommen hat.
- verliert an der Schwelle zur Pubertät sein soziales Umfeld
und dann ist da auch noch ein Stiefvater, den er eigentlich garnicht kennt.
Da ist dann in der Schule auch so ziemlich alles schiefgelaufen
Um das ganze zu krönen, hat er mit 16 dann auch noch ein Mädel geschwängert.

Vielleicht können die vorstehenden Beobachtungen dazu beitragen, den Blick für Gefahrenpotential zu sensibilisieren.
Vielen Dank für deine Einschätzungen und Hinweise. Ich denke der Fall ist bei uns ein bisschen anders gelagert, denn ich kenne ihn ja selber schon seit er 3 Jahre alt ist und wir haben regelmässig mit ihm zusammen gewohnt und das Land bereist. Er schläft sogar mit uns im Bett wenn wir da sind. Er sieht sie als Mutter und mich als Vater und ist wie bereits erwähnt sehr glücklich darüber zu uns zu kommen. Natürlich weiss er ja noch nicht genau was auf ihn zukommt und wie es hier ist, aber sein Alter spricht meines Erachtens immer noch für eine Übersiedlung mit Chancen zu einer erfolgreichen Integration. Ich sehe natürlich auch die Problematiken die da kommen können, aber die Chancen, dass es klappen kann stehen nicht schlecht. Kommt dazu, dass sich meine Frau toll integriert hat und inzwischen sehr gut Deutsch spricht (natürlich nicht perfekt, aber sie kann sich sehr gut unterhalten und alles selber erledigen - um das zu schaffen geht sie seit sie da ist an einen Deutschkurs) und sie hat auch eigene Freunde (nicht aus Thailand, da es hier sehr wenige hat) und kennt fast alle in der Nachbarschaft mit denen sie ein gutes Verhältnis pflegt.
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michael59
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Re: Familiennachzug (Kind) und Integration

#16

Beitrag von michael59 »

Aus meiner Sicht:

wenn nachholen dann so schnell wie möglich. Jeder Tag später fehlt.
Alles nutzen was Sprachkompetenz fördert. ZB: kein ThaiTV über Internet.
möglichts alles unternehmen, damit ein deutschprachiges Umfeld geschaffen wird. zB durch Hobbys usw.

Viel Erfolg

Michael
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drfred
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Re: Familiennachzug (Kind) und Integration

#17

Beitrag von drfred »

was rückblickend nicht geschadet hat: wir haben die tochter im jahr vor einleitung des (übersiedelungs)verfahrens für einen monat zu uns in die ferien zum "schnuppern" geholt und sie anschliessend gefragt, ob sie es sich vorstellen könnte bei uns zu leben. was wir im falle eines ablehnenden bescheides gemacht hätte, sei jetz mal dahingestellt.
michael59 hat geschrieben:Alles nutzen was Sprachkompetenz fördert. ZB: kein ThaiTV über Internet.
verhinder lässt sich das nicht. v.a. wenn dann das eigene smartphone einzug hält. aber michael hat schon recht, dass diesen serien nicht kampflos das feld der ferizeitgestaltung überlassen werden darf.
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thedi
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Re: Familiennachzug (Kind) und Integration

#18

Beitrag von thedi »

michael59 hat geschrieben:... Jeder Tag später fehlt....kein ThaiTV über Internet...
Natürlich ist es von Vorteil, wenn ein Kind möglichst früh in eine neue Welt kommt. Gerade die Sprache kann es nur bis zu einer gewissen Zeit „von selbst“ aufnehmen - später geht es nur mit büffeln.

Obwohl Sprache und Schule schon auch ihren Stellenwert haben, gibt es etwas was meiner Meinung nach viel wichtiger ist: sich zu Hause fühlen, sich wohl fühlen, sich frei entfalten können. Das würden zu viel Disziplin und Verbote sicherlich nicht fördern. Ideal wäre, wenn das Kind gute Freundschaften schliessen könnte.

Schlussendlich zählt vor allem das im Leben: das Beziehungsnetz das man im Verlaufe seines Lebens aufbauen kann. Jugendfreundschaften halten manchmal ein Leben lang - oft länger und zuverlässiger als Freundschaften, die man erst als Erwachsener eingeht.

Ergo: die „richtigen“ Kinder aus der Nachbarschaft zum spielen einladen.


Mit freundlichen Grüssen

Thedi
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Joe
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Re: Familiennachzug (Kind) und Integration

#19

Beitrag von Joe »

Da wir ja das gleiche bereits "durchgemacht" haben, ein kleiner Erfahrungsbericht von mir.

"Unsere" Tochter kam mit 11 1/2 Jahren nach Deutschland. Davor lebte sie bei den Großeltern im Isaan, während die Eltern in Bangkok Geld verdienten. Es gab aber regelmäßigen Kontakt durch Besuche und Telefon. Die Eltern haben sich irgendwann getrennt. Einige Monate später haben meine Frau und ich uns kennengelernt. Kurze Zeit später - genau an ihrem 9. Geburtstag - habe ich dann auch ihre Tochter zum ersten mal getroffen. Mit der Frage der Übersiedlung meiner Frau nach Deutschland nach einer möglichen Hochzeit stand auch die Frage im Raum, wie es mit der Tochter weiter gehen würde.

Für mich kommt jetzt der wichtigste Satz in diesem Thread zum Tragen:
trimmi hat geschrieben:Es kommt wohl auch auf ihn als Menschen an ob es mit der Integration klappt sowie wie wir es anstellen.
Es ist nicht (nur) wichtig, ob Mama das Kind bei sich haben will oder Stiefpapa die Zukunftchancen für den Neusprößling in DACH besser sieht, sondern auch und primär, wie die Hauptperson die Sache sieht. Je nach Alter können da verschiedene Gründe eine Rolle spielen. Und man darf mit Argumenten auch die Meinungsbildung beeinflussen - aber man sollte das Kind nicht überreden oder gar überstimmen. Denn den "Kampf" der Integration muss das Kind in DACH dann alleine schlagen - natürlich hoffentlich mit idealer Unterstützung durch das Umfeld. Aber ohne eigene Motivation und Willen wird der Kampf ein wirklich solcher...

Zurück zum realen Beispiel: unsere Tochter wollte auf Nachfrage mit ihrer Mutter nach Deutschland kommen - auch wenn ihr vermutlich nicht im Detail klar war, was das genau bedeutet. Also war es das Ziel, die Übersiedlung so schnell wie möglich durchzuführen. Also habe ich mich parallel zur behördentechnischen Vorbereitung der Hochzeit auch um den Familiennachzug sowie die schulische Situation gekümmert. Von der Behördenseite gab es kein Problem: zwischen offizieller Antragstellung zum Familiennachzug (möglich mit der Hochzeit und der damit verbundenen Aufenthaltsgenehmigung für meine Frau) und der Einreise unserer Tochter nach D vergingen gerade mal 6 Wochen.

Wir konnten die Einreise damit so legen, dass 2 Wochen später das neue Schuljahr begann. Bei uns gibt es für Kinder, die kein Deutsch sprechen, Vorbereitungsklassen, in denen primär der Spracherwerb Unterrichtsziel ist. Es gibt zwei Klassen: eine für die Grundschüler (6 - 10 Jahre), eine für die älteren Schüler (ab 11). Unsere Tochter kam also in die größere Klasse. Nach etwas mehr als einem Jahr verbrachte sie einige Wochen in einer regulären 3. Klasse und erhielt dann eine Empfehlung zum Wechsel auf eine Realschule.

Sie wechselte dann zum Halbjahr in die 5. Klasse einer Realschule. Sie hatte damit ein halbes jahr verpasst und war knapp 2 Jahre äter als der Durchschnitt in der Klasse. Für das, was sie verpasst hatte (z.B. Englisch), bekam sie von der Schule Förderunterstützung. Die Leistungen in der Schule waren ok (sagen wir mal schwacher Durchschnitt).

Leider kam dann bald die Keule Pubertät: das Verhalten wurde schwierig, die Leistungen wurden schlechter. Irgendwann folgte der Wechsel auf die Hauptschule und auch der Abschluss dort war durchaus mühsam. Aber mit dem Ende der Schulzeit wich auch langsam der Dämon der Pubertät. Es folgte eine einjährige Ausbildung, die sie abgeschlossen hat. Sie merkte aber, dass dies nicht der richtige Beruf für sie sei und macht inzwischen eine weitere Ausbildung, die besser passen sollte.

Seit jetzt schon längerer Zeit hat sie eine feste Beziehung und wohnt mit ihm zusammen. Unsere Beziehung ist durch diese inzwischen Fernbeziehung deutlich herzlicher geworden (man tritt sich nicht mehr dauernd auf die Füße).

Thailand selbst war nie ein Thema. Die Kontakte (Telefon, Skype) zu den früheren Freundinnen nahmen schnell ab – hauptsächlich auch deshalb, weil von dort keine aktiven Bestrebungen da waren, diese beizubehalten und daher einschliefen. So war also schon sehr schnell klar, dass Deutschland ihre neue Heimat sein wird. Und spätestens seit knapp 5 Jahren sind mit dem deutschen Pass auch die äußeren Bedingungen geschaffen.

Was sehe ich als Fazit? Integration ist auf jeden Fall möglich - aber es ist ganz sicher kein Selbstläufer. Ich kann jedem, bei dem alle Beteiligten den Schritt gehen wollen, nur raten, ihn möglichst schnell zu machen. Zum einen, damit nicht viel Schulzeit verloren geht, zum anderen, damit der größte Teil der Integration (Spracherwerb, soziales Umfeld) bereits abgeschlossen ist, bevor die "Ich-habe-keinen-Bock"-Pubertät zuschlägt.

Beim Deutsch lernen war bei uns zu Beginn der Fernseher unser Freund. Kinderserien und Spielfilme haben in dieser Beziehung stark unterstützt. Schade, dass Bücher nie interessant wurden – das hätte beim schriftlichen Deutsch viel geholfen und fehlt heute noch.

Ansonsten habe ich versucht, auch soziale Angebote (Sportvereine, Musikschule, Pfadfinder) anzubieten. Leider hat das irgendwie nie gepasst. Würde ich aber wieder so machen – einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.

Mit (zum Wechselzeitpunkt) 8 oder 9 Jahren denke ich, dass der Sohn zeitlich keine Probleme hat. In der Schule hat er noch nicht allzu viel verpasst. Die ein oder zwei Jahre kann er entweder nachholen oder er ist eben ein Jahr älter als die Klassenkameraden. Und bis zur Pubertät (die bei Jungs meist etwas später einsetzt) hat er noch ausreichend Zeit. Wenn also die eigene Motivation und das Umfeld stimmen, sollten die wichtigsten Voraussetzungen geschaffen sein. Wichtig ist, dass er sich wohl fühlt und das auch als seinen eigenen Weg sieht und annimmt – dann wird es schon klappen.

Ich wünsche auf jeden Fall viel Erfolg bei diesem „Projekt“ :)

P.S.: Geschehen ist geschehen – aber die Adoption wäre eigentlich überhaupt nicht notwendig gewesen. Unsere Tochter hat nach der Scheidung auch den Mädchennamen meiner Frau angenommen. Namensänderungsantrag bei der Amphoe genügte.
Wir hatten auch mal angefragt, ob der Wechsel zum neuen (also meinem) Familiennamen auch möglich wäre. Das ging dann aber – erwartungsgemäß – nicht.
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ZH-thai-fun
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Re: Familiennachzug (Kind) und Integration

#20

Beitrag von ZH-thai-fun »

Joe hat geschrieben:Da wir ja das gleiche bereits "durchgemacht" haben, ein kleiner Erfahrungsbericht von mir. ...
Ein sehr guter nützlicher Vorlage Erfahrungsbericht in Sache Kinder umpflanzen! :ymapplause:
Nur wer Negatives wahr'nimmt, kann auch Positive genießen.
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