Mikro- Kredite für Bauern

Papierkram, Visum, Gesetze, Steuern, Finanzen etc.
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thedi
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Re: Mikro- Kredite für Bauern

#21

Beitrag von thedi »

Willi Wacker hat geschrieben:
Di 17. Mai 2022, 18:08
Das sind 36 % p.A.!! Genau der Wucher welchen ich hasse
...an dem viele Isaan Bauern kaputt gehen
36% im Jahr sind tatsächlich Wucher. Aber...
  • Es gibt Ausfälle, nicht alle zahlen zurück
  • Anfänglich gab ich Kredite für 1% im Monat (12% p. A). Das führte dazu, dass Nachbarn bei mir Kredite nahmen und das Geld dann selbst für 3% oder gar 5% weiter verliehen. When in Rome, do as the Romans do. Es gibt keinen anderen Weg.
  • Die meisten Kredite wurden bei mir wegen grossen, unverständlich teuren Festen genommen: Sohn wird Mönch, Heiraten, Tam Bunn etc. Der Kredit sollte als Vorschuss für die Organisation des Festes sein. Rückzahlung mit den Spenden der Gäste. Manchmal kam dann zu wenig Geld von den Gästen.
  • Spielsüchtigen gebe ich keine Kredite. Weil das bekannt ist, schicken sie manchmal einen Verwandten um den Kredit zu bekommen. Spielsüchtige akzeptieren auch 5%, 10% im Monat. Offerieren auch 1% pro Tag!
  • Sicherheiten (Land) können meistens nicht realisiert werden, wenn es dann drauf an kommt. Man kann ja nicht jemanden aus seinem Haus vertreiben und zum Obdachlosen machen. Manchmal sind die Besitzverhältnisse auch nicht so wie aus den Chanot ersichtlich. z.B. bei Erbschaften, wird oft alles einem Erben überschrieben, der dann die Verteilung vornehmen sollte, was manchmal auch jahrelang (oder gar nie) nicht geschieht.
Ich habe mich daher aus den Kreditgeschäften zurück gezogen. Auch wenn sie noch so betteln und jammern (OK, manchmal werde ich dann doch noch weich). Ich liebe diese Art Geschäfte nicht. Ganz und gar nicht. Aber manchmal kann man halt nicht anders.


Mit freundlichen Grüssen

Thedi

otti ch
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Re: Mikro- Kredite für Bauern

#22

Beitrag von otti ch »

MIKRO (klein) KREDITE sind OK, kleine Laufzeiten dazu...das geht....so wie die Frau von @Navamin das macht,

Dann gibt es aber die grossen Summen....in PATTY hat vor Jahren ein NORWEGER den Thai's und Farang offiziell mit Werbung 100'000 weise geliehen. Oder gar 1 Mio. und mehr.

Der PUNKT ist....an WEN man das Geld gibt?
- an eine normale Thaifrau die beim spielen das Geld verzockt hat....kommt das zurück?
- an einen Thai Geschäftsmann er "einflussreiche" Kontakte hat?

Der Norweger hat alles gemacht.....später gegen "Sicherheiten"....die oft keine waren...

Das Geschäft brummt, sein jüngerer Bruder aus Norwegen kam dazu...mehr Kapital, zusätzliche Kunden...

Nach einiger Zeit fehlte der Norweger am "Frühstückstisch"... :D

Er wurde nie mehr gefunden, der jünger Bruder lies alles liegen und ging zurück nach Norwegen.
Ich schreibe nur für @Member die mich lesen wollen! Keiner muss das tun, habe damit kein Problem ;-)
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Andia
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Re: Mikro- Kredite für Bauern

#23

Beitrag von Andia »

Andia hat geschrieben:
Di 17. Mai 2022, 18:23
Navamin hat geschrieben:
Di 17. Mai 2022, 14:43
Andia hat geschrieben:
Fr 13. Mai 2022, 18:10
................. dann geht es zur Mühle und bekommt nur noch ⅓ des Inhaltes zurück
Ich denke die Information von 70 Prozent Verlust die du erhalten hast ist viel zu hoch. Bei unserem Schälprozess ist der Verlust (Schalen, gebrochene Körner, Reismehl-Staub, Stroh, etc.) zwischen 30% und 50% je nach Qualität des zu schälenden Reises. Vielleicht liegt ein Missverständnis vor und er meinte, dass er 30% weniger zurück erhält.
So hab ich es verstanden als es mir meine Frau erklärte, es ging um die Säcke in unserem Haus und was übrig blieb.
Hab noch mal nachgefragt, ist wirklich so.
Die Qualität in den Säcken die sie als Rückzahlung von Kleinkrediten bekommt lässt sehr zu wünschen übrig.
Zu kleine oder harte Körner, von den Ernten hier wird man nicht reich.
Ich liebe Thailand. :-

Werner
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Re: Mikro- Kredite für Bauern

#24

Beitrag von Werner »

Ich hatte mal was seltsames über Kredite in Thailand gehört. Da findet sich eine Gruppe von 10 zusammen oder einer bestimmt die Mitglieder und trägt die Verantwortung wenn jemand ausfällt. Dann zahlt jeder jeden Monat eine kleinere Summe Geld ein. Das eingesammelte Geld (also 10 x die Einzahlung) wird dann an den ersten verliehen. Dann im nächsten Monat geht die Summe der Einzahlungen an den nächsten, und dann an den nächsten. Irgendwie gab es da noch einen Trick dass die Summe langsam ansteigt und der Letzte der lange eingezahlt hat ohne etwas davon zu haben die größte Summe erhält. Soll wohl ein System sein um jedem der Gruppe auf einen Schlag einen höheren Betrag zu ermöglichen, z. B. um ein Moped zu kaufen oder einen Suppenstand und damit dann ein Geschäft zu beginnen.

Kennt das jemand? Soll wohl ohne Banken und ohne Geldverleiher und ohne Wucherzinsen laufen.

Ich kann dies nur noch aus dem Gedächtnis beschreiben. Ich hatte dies vor vielleicht 20 Jahren gehört.

Danke für die Info.

Gruß, Werner.
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Gothai
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Re: Mikro- Kredite für Bauern

#25

Beitrag von Gothai »

Dies wurde hier im Forum schon irgendwo beackert.
Teilen-spielen... len- share
Windige Sache, wie eigentlich alles, was mit Geldleihe zu tun hat.

Werner
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Re: Mikro- Kredite für Bauern

#26

Beitrag von Werner »

Gothai hat geschrieben:
Mi 18. Mai 2022, 22:36
Dies wurde hier im Forum schon irgendwo beackert.
Teilen-spielen... len- share
Windige Sache, wie eigentlich alles, was mit Geldleihe zu tun hat.
Danke. Ja, an das Wort Spielen erinnere ich mich auch in dem Zusammenhang. Wo wurde das beackert? Wie hieß der Beitrag.

W.
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ZH-thai-fun
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Re: Mikro- Kredite für Bauern

#27

Beitrag von ZH-thai-fun »

Werner hat geschrieben:
Mi 18. Mai 2022, 22:25
Kennt das jemand? Soll wohl ohne Banken und ohne Geldverleiher und ohne Wucherzinsen laufen.
Etwas ähnliches habe ich gerüchteweise auch schon bei Juden in der Schweiz z. B. gehört. :-?
Nur wer Negatives wahr'nimmt, kann auch Positive genießen.
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Michaleo
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Re: Mikro- Kredite für Bauern

#28

Beitrag von Michaleo »

Werner hat geschrieben:
Mi 18. Mai 2022, 22:42
Wo wurde das beackert?
Wie hieß der Beitrag.
Es ist eigentlich nicht ein Spiel, sondern ein selbstbestimmtes, gemeinsames Sparen von Kleinsparer und heisst "share", teilen.
Jeder einer festen Gruppe Sparwilligen legt einen bestimmtem Betrag zum Beispiel jeder jeden Monat Fr. 500.- in einen Topf.
Nach eine, Jahr bestimmt die Gruppe durch Wahl, wer das beste Projekt hat und das Geld nehmen darf um sich (traditionellerweise ein Landwirtschaftliches) Gerät anzuschaffen. Der jenige, welcher zum Zug kam und zum Beispiel einen Einachser kaufen konnte, muss natürlich im folgenden Jahr weiter Fr. 500.- geben und darf nichts mehr anschaffen, da der nächste an die Reihe kommt.

Es handelt sich nicht um ein Schneeballsystem, wenn alle bis zum Ende dabei bleiben, sondern wirklich um ein gemeinsames Sparen im Gemeinwesen.
In afrikanischen Gemeinden wird das auch so gehandhabt. Ich finde den Beitrag in unserem Forum auch nicht mehr.
Freundliche Grüsse L-)
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thedi
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Re: Mikro- Kredite für Bauern

#29

Beitrag von thedi »

Share: In der Thai Version wird der Topf versteigert.

D.h. jeder zahlt zuerst einmal wöchentlich seinen Beitrag an den Topf. Der wird dann wöchentlich versteigert. Wer am meisten bietet, bezahlt in Zukunft bei jeder weiteren Rund nebst seinem ordentlichen Beitrag auch noch den Betrag mit dem er den Topf damals ersteigerte in den Topf. Somit wird der Topf bei jeder Runde etwas mehr Geld enthalten. Jeder Teilnehmer kann den Topf nur einmal ersteigern. Und jeder Teilnehmer muss solange er noch ersteigern darf auch mit bieten. Die Versteigerung ist geheim: d.h. jeder schreibt sein Gebot auf einen Zettel, ohne zu wissen wie viel die anderen bieten. Es gibt so viele Runden wie Teilnehmer.

Ein Organisator garantiert für alle Teilnehmer, dass alle für alle Runden mit dabei bleiben. Er hat daher auch ein Vorrecht. Oft eine weitere Runde am Schluss, die automatisch ihm gehört. Natürlich ist das Spiel verboten - wie alle Geldspiele.


Wenn wir schon bei Verboten sind:

In Thailand darf laut Gesetz bei Krediten der Zins maximal 18% p.A. sein (1.5% im Monat). Was darüber ist gilt als Wucher und ist strafbar - natürlich nur wenn jemand klagt und man einen Polizisten findet, der sich der Sache annimmt. Was in der Praxis im Dorf nie, bei kommerziellen Kredithaien nur selten vorkommt.

Auf jeden Fall sind aber bei diesen Mikro-Krediten mit 3% im Monat Kreditgeber vom Gesetz her nicht geschützt. Sie können auch nicht die Verwertung einer Sicherheit durchsetzen (Land überschreiben, falls der Schuldner nicht will). Würde er sich mit einem Wuchervertrag und einem unwilligen Schuldner an Behörden wenden, würden seine Forderungen nicht anerkannt (der Vertrag ist nichtig, da ungültig) und er hätten möglicherweise gar selbst ein Problem.

Bei zahlungsunfähigen oder -unwilligen Schuldnern bleibt nichts anderes übrig als eine gütliche Einigung mit Einverständnis beider Parteien zu finden. Da hilft nur sympathisch erscheinen, Verhandlungsgeschick und vielleicht noch Einfluss durch phu yai (angesehene Respekt Personen).


Mit freundlichen Grüssen

Thedi
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Gothai
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Re: Mikro- Kredite für Bauern

#30

Beitrag von Gothai »

Sicherlich ist es auch in dieser Angelegenheit so, dass meist nur die am lautesten und damit zu vernehmen sind, bei denen es schief gegangen ist.
Auch in D gab/gibt es solche Gruppen. Einige Gruppen wurden zwangsweise "aufgelöst", da plötzlich ein Gruppenmitglied weg war, wie auch das Geld.....
Und da ging es nicht um 1000 THB pro Monat und Teilnehmer, sondern um Euronen.
Und es existieren auch 'Spielvarianten'. Zum Beispiel: ein jeder Teilnehmer schreibt seine Prozentzahl, die er bereit ist, an Zins zu zahlen, geheim auf einen Zettel und die höchste Zahl "gewinnt" den "Jackpott" in diesem Monat. Und dann kommt zur monatlichen Spielbeteiligung noch die Verzinsung.

Zu den Kleinkredieten:
Nicht unüblich. Und auch die Zinsen von monatlichen 3% gelten in D zwar als sittenwidrig, unverschämt, als Wucher, aber in Th durchaus als gängige Praxis. Auch, und dann ist es schon als kriminell zu betrachten, 10+% im Monat!!
Und es gibt Leute, die sich darauf einlassen! In meinen Augen ist das wahnsinnig, von beiden Seiten natürlich!
Als Sicherheit werden durchaus auch die Goldreserven oder Grundstücke herangezogen. Bei den Grundstücken kann sogar behördlich alles festgehalten werden. Kreditbetrag, Zins und Laufzeit. Und bei Nichterfüllung des Schuldners geht nach der festgelegten Laufzeit das Grundstück auf den Kreditgeber über. Zinsen sind, zumindest offiziell, niedriger als allgemein üblich und das Prozedere kostet natürlich auch Gebühren.

Aber Geldverleiher gilt als unredliche Erwerbstätigkeit. Schlecht fürs Karma....

Und weiterhin mit den dann meist armen Leuten im selben Dorf leben.....?
So mancher Thai kann da durchaus an seine Grenzen stoßen und, ich sag mal : ausrasten.
Gefahr für Leib und Leben möglich.
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