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Auf der einen Hügelseite fällt das Gelände bei uns steil ab in eine kleine Schlucht, die ein Monsunregenbach eingegraben hat. Der Bach hatte die Zementpfosten mit den Stacheldrähten, also den Grenzzaun, zum Teil bereits in Schräglage gebracht und letzten Winter war das meine Hauptarbeit, den Bachlauf um 2 m zu verlegen. Das hat mir den Boden nahe gebracht. Er besteht zur Hauptsache aus einem Lehmsandgemisch, steinhart in der Trockenzeit, absolut glitschig und schlammig in der Regenzeit. Nur wo ein dichter Rasen liegt, kann man dann überhaupt gehen. Aber der grösste Teil der Wohnliegenschaft ist ohne Rasen und hier schiessen die Wildgräser über die 2 Meter hinaus. Wenn ich in der Trockenzeit Trittsteine in die Abhänge einarbeite, benutze ich auch Wasser, wenn der Pickel zu grosse Bodenklumpen herausreisst. Es bildet sich dann eine wenige cm dicke, breiige, glitschige Masse, die sich von dem staubtrockenen Unterboden leicht löst und man daher sofort ausrutscht, wenn das Terrain Gefälle hat.
Beim Jäten ist immer daran zu denken, ob die Wurzeln im Boden bleiben sollen oder nicht. Reisst man die Wurzeln aus, nimmt der nächste Regen losen Boden mit. An so gefährdeten Hanglagen jäte ich erst, wenn das Kraut allein abreisst. Es ist demzufolge nicht Faulheit, wenn man diese Arbeit ruhen lässt in der Regenzeit, es ist im Gegenteil Vorausschau. Ausserdem zerstöre ich meine Naturwege, die bei Schlamm die Schuhsohlen klumpendick bedecken und Löcher in die festgestampften Naturwege aufreissen.
Ich habe beschlossen, die 4 Stacheldrähte am Grenzzaun zu entfernen, sie bringen nichts und behindern bloss das Jäten und Gehen und sind gefährlich beim Ausgleiten. Aber hier will so eine Arbeit vorsichtig vorbereitet sein, um nicht den Weberameisen ins Messer zu laufen. Also zuerst das Gelände erkunden, welche Drähte den Ameisen als Verkehrswege dienen, sind Nester in den Büschen ? Dann hier und dort die im Zement eingegossenen dicken Drahtstummel aufbiegen, welche den Stacheldraht festhalten — nur immer kurz etwas an Ort und Stelle tun, nicht länger stehen bleiben, sonst krabbeln die aufgebrachten Ameisen schnell die Beine hoch in Beissposition. Hier kann man nie sorglos arbeiten, ohne die Umgebungssituation im Auge zu behalten. Wimmeln wütende Ameisen die Beine hoch, ist es ratsam, den Ort zu verlassen und die Arbeit am folgenden Morgen früh zu beginnen, wenn die Ameisen noch den Rappel haben und erst mal bloss herumstehen und und auf die Tageswärme warten.
Bei längeren Ausflügen in Feld und Busch ist auch zu bedenken, wieviel Zeit verbringe ich nachher damit, die Samen der Wildgräser an und aus den Kleidern zu entfernen, die sich mit kleinen Widerhaken festhalten. Aufwand und Ertrag stehen hier in einem ganz anderen Verhältnis als in der lieblichen Natur in DACH, ach !
Wollte ich richtig kompostieren, müsste ich in schweres Gerät investieren, also wiederum in Brennmotoren. Ich bräuchte einen leistungsfähigen Häcksler, mindestens einen Kleintraktor zum Wenden und Belüften, einen grösseren Anhänger, eine Monsunregen-sichere Anlage und so weiter. Und wer betreibt die Anlage, wenn ich über Monate nicht da bin ? Hier arbeitet niemand, wenn kein Chef hinter ihm steht — und sei es die hungrige Ehefrau. Niwgoy weigert sich, Thais zur Arbeit anzutreiben, das verstehe und akzeptiere ich.
Lege ich meinen Schaden an der Natur auf die Waage und ein bequemer Dachler mit erhobenem Zeigefinger und Grünabfuhr in BKK oder irgendwo sonst tut seinen Schaden ins Gegengewicht — das wäre ein interessanter Vergleich. Zur Aufbesserung meiner Bilanz ist noch beizufügen, dass ich in Thailand stationär in der Pampa draussen lebe und in der CH macht mein Auto ca. 3000 km pro Halbjahr.
Gestern hat sich Niwgoy in Garderobe geworfen, es war sowas wie Elterntag an der Schule und heute ist Geburtstag des verstorbenen Königs IX und deshalb schulfrei. Scheinbar eine Gelegenheit für die Väter, einen Revierauftritt an der Schule zu tätigen. Ich habe geklemmt und meine Ex hat mir ihre Leiden an mir in dieser Beziehung vorgeworfen per Telefon.
Ich dachte, mein Gott, wer ist denn diese attraktive Frau, habe ich denn schon eine schicke Zweitfrau ? Ich kannte Niwgoy kaum noch. — Und ich fast immer in lehmig hellbraunen, zerfetzten, von Pflanzensäften verdorbenen mehr Lumpen denn Kleidern.
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